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Triple von Richard Siegal und dem Ballet of Difference am Schauspiel Köln | Foto © Thomas Schermer

Bewertung:    



Blitzende Lichtröhren, extravagante Kostüme und eine Tour de Force kräftiger Beats und Moves. Richard Siegals tänzerischen Visionen in Triple treiben mit viel körperlicher Energie und in ständig wechselnden Formationen vorwärts. Der amerikanische Choreograph tanzte bis 2003 selbst in der Frankfurter Forsythe-Company. Er vereint in seinem 2016 in München gegründeten, seit 2017 in Köln residierenden BALLET OF DIFFERENCE unkonventionelle Tänzerinnen und Tänzer aus acht Nationen.

Auf der Bühne liegt zunächst nur schwaches Licht, später leuchten Lichtkegel stroboskopisch. Die Tänzer drehen in körperbetonten Glitzer-Outfits Pirouetten zu perkussiven Elektro-Klängen vom Band. Auch männliche Tänzer legen sich auf Spitzenschuhen mächtig ins Zeug. Queere Vielfalt ist so nicht nur bei wechselnden Pas-de-deux angesagt. In der ersten Choreografie All for one (A.K.A. Spiral) belebt das Ensemble eindrücklich eine skulpturale Licht-Installation. Vor dem Hintergrund komplexer rhythmischer Strukturen entwickelt sich rasant eine kraftvoll sich steigernde Performance mit wechselnden Solos.

Darauf folgt nach einer Pause Metric Dozen. Hier schreiten und posieren Ensemblemitglieder – nun in zweifarbigen Paillettenkostümen – zuweilen wie auf einem Laufsteg. Zu komplexen rhythmischen Strukturen bewegen sich die Tänzerinnen und Tänzer stets im rechten Winkel zueinander und zum Publikum. Wenn Martina Chavez, Jemima Rose Dean, Livia Gil, Sean Lammer, Mason Manning, Nena Sorzano (Nenash), Nicolás Martínez, Ian Sanford, Evan Supple, Madison Vomastek und Long Zou mal gemeinsam wie mechanisch rückwärtsgehen, mutet das durchweg effektvoll an. Direkt hintereinander platziert wirken synchrone Bewegungen mehrerer Ensemblemitglieder wie ein einziger, sich streckender und dehnender Körper. Richard Siegal zeigt sich hier vom nachtclubhaften Voguing der New Yorker Ballroom-Szene inspiriert.

Das dritte Stück My Generation fesselt mit farbenfrohen ungewöhnlichen Kostümen, Freestyle-Bewegungen und gemixter Clubmusik. Gasttänzer Jared Brown erweitert nun das Ensemble. Abstrakte Klänge befeuern radikale Bewegungen. Die drei zwischen 2014 und 2021 entwickelten Ballette setzen sich auf unterschiedliche Weise auch mit Differenz auseinander, wenn sich wiederholt eine Figur von der Gruppe abhebt. Ein anregender Abend, der zeigt, dass das Ballet of Difference auch durchaus mit eigenständigen theatralen Visionen (zuletzt auch beteiligt an der Umsetzung von Virginia Woolfs Orlando) dem vollbesetzten Publikum Standing Ovations entlockt.



Triple von Richard Siegal und dem Ballet of Difference am Schauspiel Köln | Foto © Thomas Schermer

Ansgar Skoda - 16. März 2022
ID 13521
TRIPLE (Depot 1, 13.03.2022)
Choreografie: Richard Siegal
Bühne: Richard Siegal, Matthias Singer
Kostüme: Flora Miranda, Alexandra Bertaut und Bernhard Wilhelm
Stylistin: Edda Gudmunsdottir
Licht: Matthias Singer
Musik: Markus Popp, Lorenzo Bianchi Hoesch, Atom™ (Uwe Schmidt)
Dramaturgie: Tobias Staab
Mit: Martina Chavez, Jemima Rose Dean, Livia Gil, Sean Lammer, Mason Manning, Nena Sorzano (Nenash), Nicolás Martínez, Margarida Isabel De Abreu Neto, Ian Sanford, Evan Supple, Madison Vomastek, Long Zou, Gustavo Gomes und Jared Brown
Ballet of Difference am Schauspiel Köln
Premiere war am 11. Februar 2022.
Weitere Termine: 01.-03.04.2022


https://www.schauspiel.koeln/menschen/taenzerinnen/


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