30. Juni 2013 - Hebbel am Ufer / HAU1
ROMEO AND JULIET
Nature Theater of Oklahoma
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"Herauszufinden, ob der Kapitalismus
wirklich gesiegt hat."
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Das (s. Überschrift) sagt Pavol Liska, Initiator und Mitgründer des New Yorker Nature Theater of Oklahoma, das anlässlich der FOREIGN AFFAIRS derzeit drei Wochen lang im Berliner HAU1 residiert. Zu diesem veranstalterischen Kraftakt haben sich die Berliner Festspiele und das Hebbel am Ufer zusammengetan; ja und jetzt ist es halt mit seinem Life and Times-Marathon unter dem Titel Episodes sowie seiner Performance Romeo and Juliet da:
Im schönen Shakespeare-Stück gehts ja um lauter Liebe und den lieben Tod um sie herum; kapitalistisches Gebaren, wie auch immer man ein solches dann verstehen wollen würde, hat da keinen Platz. Wer liebt, denkt nun mal nicht an Zins. Er will den Liebsten zwar "besitzen" (was man schon dann irgendwie kapitalistisch nennen könnte), doch er würde/wird sehr schnell - und meistens, wenn es dann zu spät ist - diese generelle Aussichtslosigkeit den Liebsten zu "besitzen" nachbegreifen. Und das Allerschönste an der lieben Liebe ist vielleicht letztendlich, dass man sich für seine lauter Liebe, die man halt für einen Anderen bzw. eine Andere empfindet, von dem Anderen/der Anderen lauthalsig widerlieben lässt; dieses doch beidseitig so inspirierende Hin/Her hält dann die Liebe liebevoll auf Trab und tut ihr eine Art von Liebeslauf bescheren... bis sie halt dann, ur-ur-urplötzlich, wieder vorbei ist. Anne Gridley und Robert J. Johanson, die Performer des erlebten Stückes heute Abend, brachten es auf ihre Weise auf den Punkt, indem sie kurzerhand beschlossen, dass das Alles (= Liebe hin und Liebe her) bloß eine Frage der "Bedürftigkeit" wäre, also: Auch Schauspieler, wenn sie dann abends auf der Bühne stehen, tun das letztlich bloß, um von dem Publikum, für welches sie dann abends auf der Bühne stehen, halt geliebt zu werden; mehr wohl nicht.
Zuvor fassten sie noch den Plot des Shakespeare-Stückes in diversen Interpretationen resp. Kurzdarstellungen zusammen; Materialgrundlage waren zig Telefonate, die die Macher Pavol Liska sowie Kelly Cooper mit 8 TelefonteilnehmerInnen (unter ihnen auch den zwei PerformerInnen) führten. Alle konnten sich dann nicht so recht an das "Gesamtstück" rückbesinnen; und die Fabel kam recht unterschiedlich und mitunter auch recht abwegig daher - zumeist schöpften jene Befragten sie aus einer 1996er Filmfassung mit Di Caprio oder aus Bernsteins West Side Story (die ja ebenso den Shakespeare-Plot als Urschleim nutzte).
Selten komisch auch - man war dann in der Tat geneigt, sein eigenes Verständnis und Erinnerungsvermögen in Bezug auf Romeo & Julia variabelst aufgefrischt zu kriegen: War es wirklich so, dass die zwei kuschligen Geliebten grade mal so an die dreizehn Jahre waren und dass sie es (in der Tat?) in diesem Kindalter schon miteinander trieben??
Irgendwie hatte man in der Schule irgend etwas Anderes gelesen - auch als die Reclam-Heftchen längst nicht im ganzen (deutschen) Sprachraum gelb aussahen...
Lustvoll-lustiges Geschehen.
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Romeo and Juliet | Nature Theater of Oklahoma | Motiv: Robert M. Johanson und Anne Gridley © Peter Nigrini
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Bewertung:
Andre Sokolowski - 1. Juli 2013 ID 6907
ROMEO AND JULIET (HAU1, 30.06.2013)
Nach Gesprächen mit Linda Copper, Eliotte Crowell, Anne Gridley, Teresa Gridley, Jo Liegerot, Robert M. Johanson, Zachary Oberzan und Kristin Worrall
Konzept/Regie: Pavol Liska und Kelly Copper
Ausstattung: Peter Nigrini
Produktionsleitung: Dany Naierman
Mit: Anne Gridley, Robert M. Johanson und Elisabeth Conner
Gastspiel des Nature Theater of Oklahoma am 29./30. Juni 2013
Eine Produktion von Internationales Sommerfestival Hamburg, Salzburger Festspiele, in Koproduktion mit Kaaitheater (Brüssel), Workspace Brussels, Buda Kunstencentrum (Kortrijk), Noorderzon Festival (Groningen), Grand Theatre Groningen und Wexner Center for the Arts / Ohio State University
Weitere Infos siehe auch: http://www.oktheater.org
http://www.andre-sokolowski.de
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