Macbeth am Düsseldorfer
Schauspielhaus
Inszenierung: Jürgen Gosch
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Macbeth am Düsseldorfer Schauspielhaus | Foto (C) Sonja Rothweiler
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Was hatte es nicht für Aufregung um Jürgen Goschs Inszenierung des Macbeth gegeben. Die Besucherkommentare auf der Homepage des Düsseldorfer Theaters sprechen Bände: Die einen loben einen faszinierenden, packenden und schauspielerisch überzeugenden Abend, die anderen verurteilen die Aufführung als Zumutung, als geschmackloses und ekliges Theater.
Tatsache ist: Blut, Urin und andere Körperflüssigkeiten fließen in Strömen bei Gosch, und die Schauspieler spielen überwiegend nackt. Die Hexen – von drei nackten Männern dargestellt – furzen und essen ihren eigenen Kot. Aber Blut und Urin sind kein Selbstzweck, und sie sind nicht Bestandteil eines naturalistischen Theaters. Das Blut kommt aus Flaschen, und die Schauspieler begießen sich damit, während sie zugleich spielerisch andeuten, dass sie kämpfen. Goschs Inszenierung ist auch immer ein Spiel mit dem Spiel. Und Macbeth von Shakespeare ist nun einmal ein Stück, in dem es alles andere als zimperlich zugeht.
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Dieser Abend ist vor allem deswegen eine Offenbarung, weil er von hervorragenden Schauspielern getragen wird. Abgänge gibt es nicht, stattdessen nehmen die Darsteller in der ersten Parkettreihe Platz, sorgsam mit Handtüchern ausgestattet. Sie schlüpfen in wechselnde Rollen, bis auf Thomas Dannemann, der die Titelfigur gibt. Gosch hat ein reines Männerensemble besetzt. Devid Striesow spielt Lady Macbeth, mit schwarzer Perücke und einem Rock über seiner Blöße, der auch mal zum Kleid umfunktioniert wird. Er spielt sie so überkandidelt, klischeehaft weiblich, wie sie wahrscheinlich keine weibliche Schauspielerin anlegen würde. Sicherlich ist diese Figurenanlage Geschmacksache, Striesow aber zieht sie konsequent durch und macht sich diese Figur zu Eigen. Wunderbar anzusehen, wie er ernsthaft spielt, er steige eine Wendeltreppe empor; auf einem Tisch hockend und dann langsam den Körper in die Höhe schraubend. Und den gleichen Weg geht es beim gespielten Abstieg wieder zurück. Hier wird etwas in aller Konsequenz behauptet, ohne aufwändige Kulisse und im Wesentlichen ohne Kostüme. Das ist manchmal komisch, wie im eben beschriebenen Fall. Daneben aber entstehen auch immer wieder Momente großer Ernsthaftigkeit und Konzentration, wenn beispielsweise Thomas Dannemann als Macbeth Banquos Geist (Michael Abendroth) an der Tafel erblickt oder eine Zigarette rauchend und an einem Tisch sitzend die Nachricht von seinem drohenden Untergang gelassen entgegennimmt.
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Es zählt allein, was die Schauspieler machen. Zwei Stühle werden zu zwei Thronsesseln, eine Pappkrone zeigt, wer König ist, ein Sack mit Mehl macht aus Banquo einen Geist und der Wald von Birnam wird mal eben aus dem Foyer geholt. Die Schauspieler halten Zweige und produzieren Waldgeräusche, und plötzlich entsteht ein Moment schönster Illusion. Dann werden die Zweige einfach wieder nach draußen getragen und es geht im Stück weiter, ohne dass man die Zweige noch einmal bräuchte. So viel Souveränität und Unaufgeregtheit muss mal als Regisseur erst einmal haben.
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Bescheiden ist an diesem Abend höchstens die Akustik. Leider war im mittleren Parkett kaum noch ein Wort zu verstehen. Obwohl die Inszenierung fast 3 Stunden ohne Pause dauert und die ganze Zeit über das Licht im Zuschauerraum anbleibt, ist es keine Minute langweilig oder uninteressant. Und was die Hexen angeht – auch das kann man mögen oder nicht, aber Gosch schafft es hier mit wenigen Mitteln und mit Hilfe der drei Schauspieler, eine Welt zu etablieren, die kreatürlich ist, in sich geschlossen und ganz anders als die Welt des Macbeth.
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Karoline Bendig - 24. April 2006 ID 2357
MACBETH (Düsseldorfer Schauspielhaus, 24.04.2006)
Regie: Jürgen Gosch
Bühne und Kostüme: Johannes Schütz
Mit: Michael Abendroth, Thomas Dannemann, Jan-Peter Kampwirth, Horst Mendroch, Ernst Stötzner, Devid Striesow und Thomas Wittmann
Premiere war am 29. September 2005.
Letzter Termin: 17.05.2006
Weitere Infos siehe auch: http://dhaus.de
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