26. Oktober 2012, Gastspiel des Theaters der Keller
DIE ÄNGSTLICHEN UND DIE BRUTALEN
Ein Kammerspiel von Nis-Momme Stockmann
|
Die Ängstlichen und die Brutalen im Kölner Theater der Keller - Foto (C) MEYER ORIGINALS
|
Wettstreit der Theaterformen
|
Furios geht es los: Zwei Affen umtanzen die Zuschauer im Bonner Theater im Ballsaal. Kurz darauf nehmen die beiden Schauspieler Robert Oschatz und Jean Paul Baeck die Maske ab und jagen in atemberaubendem Tempo durch einen Text, der vor allem das Theater an sich und die verschiedenen Spielformen thematisiert: Wie steht es um die Identifikation von Figur und Schauspieler, vierte Wand und „Als ob“-Konvention? Passend dazu besteht das Bühnenbild von Christina Mrosek aus verschiedenen hintereinander gehängten Vorhängen, die fröhlich auf- und zugezogen werden.
Da die beiden Schauspieler sich nicht einig sind, ob man ein Theaterstück heute überhaupt noch spielen könne, da ja letztlich alles nur auf Behauptungen beruhe (der Schauspieler, der vorgibt, jemand anders zu sein, die Situation, die vorgespielt wird), kommt Nis-Momme Stockmanns Kammerspiel Die Ängstlichen und Brutalen erst einmal nicht in Gang. Dabei wird dieser Wettstreit der Theaterformen ausgesprochen amüsant dargebracht. Vor allem Baeck dreht auf, empört sich im Laufe des Abends immer wieder über die vermeintliche Konventionalität seines Kollegen. Halbherzig steigt er ins Spiel ein und thematisiert dabei zugleich, dass er spielt, während Oschatz auf linkisch-steife Weise das Stück ins Rollen bringen will.
Wenn die Schauspieler ihre Scharmützel unterbrechen, wird dann doch eine Geschichte erzählt von den beiden Brüdern Eirik und Berg, die ihren Vater tot auffinden und von der Situation überfordert sind. Und immer wieder blitzt Nis-Momme Stockmanns präzise Sprache auf.
Torge Küblers Inszenierung von Die Ängstlichen und die Brutalen ist ein launiger Abend, dem irgendwann die Luft ausgeht. Zum wiederholten Male geht Baeck ins Publikum, sucht den Kontakt, zum wiederholten Male insistiert Oschatz darauf, weiterzuspielen. Da ist es konsequent, dass der Abend irgendwann auseinanderfliegt und die beiden die Bühne verlassen, ohne für einen Schlussapplaus zurückzukehren. Eine friedvolle Vereinigung der so grundsätzlich unterschiedlichen Positionen ist am Ende nicht mehr möglich.
|
Die Ängstlichen und die Brutalen im Kölner Theater der Keller - Foto (C) MEYER ORIGINALS
|
Karoline Bendig - 2. November 2012 (2) ID 6308
DIE ÄNGSTLICHEN UND DIE BRUTALEN (Theater im Ballsaal Bonn, 26.10.2012)
Regie: Torge Kübler
Ausstattung: Christina Mrosek
Mit: Robert Oschatz und Jean Paul Baeck
Premiere war im Februar 2012
Weiterer Termin in Köln: 10. + 11. 11. 2012
Weitere Infos siehe auch: http://www.theater-der-keller.de
Post an Karoline Bendig
|
|
|
Anzeigen:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
BALLETT | PERFORMANCE | TANZTHEATER
CASTORFOPERN
DEBATTEN & PERSONEN
FREIE SZENE
INTERVIEWS
PREMIEREN- KRITIKEN
ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski
RUHRTRIENNALE
TANZ IM AUGUST
URAUFFÜHRUNGEN
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|