Morgenröte, Flöte o. ä.
Hochhuths INSELKOMÖDIE
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Rolf Hochhuth hat sich wieder einmal durchgesetzt!
Am Berliner Theater am Schiffbauerdamm (eigtl. Berliner Ensemble) ließ er jetzt seine für den jungen Komponisten Florian Fries "zurechtgestutzte" LYSISTRATE UND DIE NATO - einem Schauspiel aus dem Jahre 1974 - als INSELKOMÖDIE und als Musical obendrein uraufführen.
54 im Programmheft für 1,50 € namentlich gemachte Menschen brachte er damit in Lohn und Brot. Denn - was man so erfuhr - blätterte er, zu großem Teil, das Geld für diese doch dann etwas umfangreiche Produktion aus eigner Tasche hin.
Und er erklärt es, im Programmheft für 1,50 €, so:
"Wir Westeuropäer, seit bald 70 Jahren geschichtslos vor uns hin dämmernd, haben total vergessen, dass die NATO in genau dem Maße an Bedrohung für uns zunimmt, wie sie den Russen - entgegen den Versprechen Kohls an Gorbatschow! - stillschweigend um 1000 Kilometer näher auf den Leib gerückt ist... / Sollt ein Musical nur dazu gut sein, überhaupt noch an diese Gefahr zu erinnern - hätte es seinen Zweck erfüllt."
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HOCHHUTH\'S INSELKOMÖDIE ODER LYSISTRATE UND DIE NATO am Berliner Theater am Schiffbauerdamm - Foto (C) David Baltzer
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Und Florian Fries, der Komponist sowie Kapellmeister, entschuldigt sein Dazutun zu dem Hochhuth-Text hinzüglich und wie folgt:
"Ich bin 'Gebrauchsmusiker', möchte unterhalten, Ohrwürmer schaffen, ohne dabei auf musikalische Raffinesse zu verzichten - wie weiland Maestro Paul Lincke mit seiner 'Lysistrate'-Operette und dem weltbekannten 'Glühwürmchen-Idyll'. / Die tradierte Trennung von E- und U-Musik ist obsolet, denn 'es gibt nur gute oder schlechte Musik' (Leonard Bernstein). Doch Musik ist eine Sprache, die überall verstanden wird. Musik ist Kommunikation."
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Caroline Beil (als Dr. Lysistrate Soulidis) freut sich an ihren vielen Fummeln, die ihr die Elisabetta Pian auf den Leib geschneidert hatte... spielen aber kann sie nicht!!! - Foto (C) David Baltzer
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Der Plot geht ungefähr dann so:
Auf einer griechischen Insel soll ein amerikanischer Waffenstützpunkt installiert werden. Aber die griechischen Frauen wollen Dieses nicht. Sie verweigern sich ihren Männern und erreichen dadurch, dass sie (diese Männer) sozusagen "nachgeben"... und dass es schließlich doch nicht zu dem Waffenstützpunkt auf der Insel kommt. Und Friede-Freude-Eierkuchen oder so... Oder so ähnlich.
Hochhuths Ur-Stück wog mal über 300 gedruckte Buchseiten.
Fürn Musical natürlich vielzu viel.
Also hat Hochhuth aufs Dramatischste gekürzt und Fries (dem Komponisten dieses Torsos) zusätzlich noch zehn Gedichte aufgereimt.
Und fertig war der Laden...
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Hohler Blick von Caroline Beil als Dr. Lysistrate Soulidis in Rolf Hochhuth/Florian Fries: INSELKOMÖDIE - Foto (C) David Baltzer
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Halten wir summa summarum fest:
Hochhuth lässt uns, vom Text her, kräftig Anteil nehmen an Altherrenfantasien (Sex im Alter).
Wir erleben einen Präzedenzfall vorstädtischen Kleinsttheaters.
Sehr ambitioniertes, laienhaftes Spiel.
Uneinordbare Klänge, zwischen MY FAIR LADY und CANDIDE alles irgendwie mit drin.
Kostas Papanastasiou (geliehner Weltstar Nr. 1) erinnert uns an Geißendörfers LINDENSTRASSE.
Caroline Beil (geliehner Weltstar Nr. 2) erinnert uns ans Dschungelcamp, ICH BIN EIN STAR - HOLT MICH HIER RAUS.
Johannes Heesters oder Jopi H. (geliehner Weltstar Nr. 3) erinnert uns an seine Zeit unter dem Führer sowie dessem klumpfüßigen Filmminister...
Mitleidige Beifallskanonaden.
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Andre Sokolowski - 31. Juli 2010 ID 00000004739
Hochhuths INSELKOMÖDIE ODER LYSISTRATE UND DIE NATO (Theater am Schiffbauerdamm, Uraufführung am 30.07.2010)
Ein Musical von Florian Fries
Regie: Heiko Stang
Bühne: Lutz Brandt
Kostüme: Elisabetta Pian
Choreografie: Andrea Heil
Mit: Johannes Heesters, Caroline Beil, Isabel Dörfler, Constanze Morell, Noémi Schröder, Anna Schwabroh, Nadine Zaremba, Dejan Brkic, Andreas Goebel, Paul Hörmann, Jan-Andreas Kemna, Michael Marwitz, Wolfram B Meyer, Henry Nandzik, Mattis Nolte, Kostas Papanastasiou, Michael Seeboth, Christoph Sommer, Alexander Zamponi
Weitere Vorstellungen: 31.07. / 01.08. / 05.08. / 06.08. / 07.08. / 08.08.2010
Post an: mail@andre-sokolowski.de
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