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23. Dezember 2011, Staatsoper Hannover:

DIE REISE NACH REIMS



Gestrandet am Flughafen

Die Reise nach Reims endet in Matthias Davids‘ Inszenierung der gleichnamigen Rossini-Oper an der Staatsoper Hannover am Flughafen, bevor sie überhaupt begonnen hat. Schlechte Sicht, Bodennebel, nichts geht mehr. Also müssen sich die Gäste irgendwie mit der Situation arrangieren und sich die Wartezeit verkürzen, natürlich mit Essen und Trinken, vornehmlich mit Alkohol. Vorher geht auch noch Gepäck verloren und die überkandidelte Contessa de Folleville (Nicole Chevalier) versetzt alle in Aufregung. Beruhigt ist sie erst, als zumindest ihre geliebte Hutkreation wieder auftaucht.

Rossini hatte „Die Reise nach Reims“ anlässlich der Krönung des französischen Königs Karl X. im Jahr 1824 in Reims komponiert. Doch in dieser französischen Stadt kommt die multinationale Zweck-Reisegemeinschaft in Rossinis Werk nicht an, sondern beschließt letztendlich, die Krönungsfeierlichkeiten in Paris zu besuchen. In Hannover bleibt man auch nach der Pause einfach am Flughafen, macht es sich, so gut es eben geht, in der großen Sitzgarnitur bequem; und jeder stimmt ein Lied aus seiner Heimat an. Im Falle des Engländers Lord Sidney (Tobias Schabel) ist das ebenso wie beim deutschen Baron von Trombonk (Shavleg Armasi) die jeweilige Nationalhymne.

Der Inhalt ist an dieser Stelle des Abends längst unwichtig geworden, aber darum geht auch gar nicht. Die Staatsoper Hannover hat mit „Die Reise nach Reims“ ein sympathisches Ausstattungsstück auf die Bühne gebracht, bei dem sich Darsteller, Bühnen- und Kostümbild sowie die Requisite gleichermaßen austoben durften. Dahinter wollte wohl auch die Dramaturgie nicht zurückstehen. So enthält nicht nur das Programmheft eine zweisprachige Begrüßung durch das Servicepersonal des Flughafens, auch die Übertexttafel wird kreativ eingesetzt: Texte auf Italienisch, Russisch, Herzchen beim Liebeslied, ein Bild der Queen bei der englischen Nationalhymne. Man verpasst als Zuschauer tatsächlich etwas, wenn man dort nicht hinsieht. Bei allem Klamauk schaffen es Davids und seinem Team aber doch immer wieder, den Fokus auf einzelne Szenen zu lenken, etwa wenn Dorothea Maria Marx als Operndiva Corinna virtuos und zugleich innig eine Arie auf den zum Scherz gekrönten Lord Sidney singt – einfühlsam begleitet von Ruth-Alice Marino an der Harfe.

Am Ende ist jede Eifersucht, jede schlechte Stimmung verschwunden und so manches zarte Band der Liebe wurde geknüpft. Davids ist es gelungen, die Wartezeit am Aéroport Charles X äußert kurzweilig und unterhaltsam zu gestalten, und das junge Ensemble der Staatsoper Hannover durfte zeigen, welche Spielfreude in ihm steckt und was es musikalisch kann. Oper muss ja schließlich auch nicht immer eine bierernste Angelegenheit sein.


Karoline Bendig - 1. Januar 2012
ID 00000005612
DIE REISE NACH REIMS (Staatsoper Hannover, 23.12.2011)
Musikalische Leitung: Benjamin Reiners
Inszenierung: Matthias Davids
Bühnenbild: Marina Hellmann
Kostüme: Leo Kulaš
Chor: Dan Ratiu
Besetzung:
Corinna ... Dorothea Maria Marx
La Marchesa Melibea ... Monika Walerowicz
La Contessa di Folleville ... Nicole Chevalier
Madama Cortese ... Carmen Fuggiss
Il Cavaliere Belfiore ... Ivan Turšić
Il Conte di Libenskof ... Sung-Keun Park
Lord Sidney ... Tobias Schabel
Don Profondo ... Frank Schneiders
Il Barone di Trombonok ... Shavleg Armasi
Don Alvaro ... Jin-Ho Yoo
Don Prudenzio ... Young Kwon
Delia ... Francisca Prudencio
Maddalena ... Mareike Morr
Modestina ... Julie-Marie Sundal
Antonio ... Marek Durka
Chor der Staatsoper Hannover
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Premiere war am 10. April 2010


Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-hannover.de





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