Auf den Kopf gestellt
DER ROSENKAVALIER an der Komischen Oper Berlin
|
"Aber wie kann das wirklich sein, daß ich die kleine Resi war und daß ich auch einmal die alte Frau sein werd?"... fragt Geraldine McGreeve (als Feldmarschallin) - Foto (C) Monika Rittershaus
|
Der Rosenkavalier - dieser einzigartige Fall von komponierter Weltlliteratur (Text: Hugo von Hofmannsthal) - hat in der Komischen Oper Berlin eine sowohl musikalische wie auch szenische Umsetzung gefunden, die weltweit ihres Gleichen suchen dürfte. Nein, es ist nicht möglich, irgendwie zu Gunsten des Einen oder Andern abzuwägen; alles stimmt an diesem singulären Wurf!! Dabei ist diese Produktion aus einer "Not" entstanden; sie war eigentlich mit einem andern launigeren Team geplant gewesen, doch Andreas Homoki (Intendant und Regisseur in einem) zog die Bremse, sicherlich nicht nur aus Kostengründen, und so riss er das Projekt zurück an sich, griff zu den Unterlagen seiner alten Basler Produktion, verbrüderte sich mit Kirill Petrenko (jammerschade, dass er nächstes Jahr das Haus verlässt)... und was "spontan" dabei herauskam, kann mithin als wahres Wunderwerk bezeichnet werden.
|
Zwischen Tod und Leben, schwarz & weiß (Frank Philipp Schlößmann schuf den weißgetünchten Innenraum eines im dritten Akt schier auf den Kopf gestellten Wiener Kleinpalais') pendeln die Sichten um das Hauptthema dieser Komödie - nein: Tragödie. Diesem alten bittren Trauerlied um die Vergänglichkeit an sich. Brigitte Geller, Stella Doufexis und Geraldine McGreevy spiel'n so... in dieser Anordnung: Sophie, ein Töchterchen aus gutem Haus, soll in den Ehestand mit einem Landadligen (Ochs von Lerchenau: Jens Larsen) übergeben werden. Octavian, ihr schöner Vetter, bringt ihr eine die Vermählung anzeigende Kitscherblume. Resi, seine mütterliche Freundin, hat sie ihm dann wiederum im Auftrag ihres Vetters (nämlich Ochs) vermacht. Konstellativ gesehen also ein Beziehungsdreieck zwischen Resi, die sich Octavian als Liebsten hält, und Octavian / Sophie, die sich, so ist das Leben halt, abrupt verlieben. Und der eigentliche Plot befasst sich folglich mit der Selbsterkenntnis Resis, so von heut' auf morgen nicht / nicht mehr geliebt zu werden... Resilein (Ex-Resilein) verzichtet. Und in Größe!
|
Rotz und Wasser werdet ihr da heulen, falls ihr hört & seht. Versprochen.
|
Andre Sokolowski - 17. April 2006 ID 2350
http://www.andre-sokolowski.de
DER ROSENKAVALIER (Komische Oper Berlin, 16.04.2006)
Musikalische Leitung: Kirill Petrenko
Inszenierung: Andreas Homoki
(Co-Regie: Werner Sauer)
Bühne: Frank Philipp Schlößmann
Kostüme: Gideon Davey
Besetzung: Geraldine McGreevy (Feldmarschallin), Jens Larsen (Ochs), Stella Doufexis (Octavian), Klaus Kuttler (Faninal), Brigitte Geller (Sophie), Miriam Meyer (Leitmetzerin), Jürgen Sacher a. G. / Christoph Späth (Valzacchi ... gesungen/gespielt), Caren van Oijen (Annina), Timothy Richards (Ein Sänger, ein Friseur) u.a.
Premiere war am 2. April 2006
Weitere Termine: 22. und 30. April, 10. und 21. Mai 2006
Weitere Infos siehe auch: http://www.komische-oper-berlin.de
|
|
|
Anzeigen:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
BALLETT | PERFORMANCE | TANZTHEATER
CASTORFOPERN
DEBATTEN & PERSONEN
FREIE SZENE
INTERVIEWS
PREMIEREN- KRITIKEN
ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski
RUHRTRIENNALE
TANZ IM AUGUST
URAUFFÜHRUNGEN
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|