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AUFSTAND DER GLÜCKSKEKSE

Eine chinesische Offenbachiade von Kriss Rudolph und Andrew Hannan


Nini Stadlmann, Alexandra Schmidt und Dejan Brkic singen und spielen den Aufstand der Glückskekse an der Neuköllner Oper - Foto (C) Lena Kern


"Wir schreiben das Jahr 2030: Europa ist längst abgeschrieben, der Euro keinen Cent mehr wert. Viele Deutsche sind geflohen, nicht allein vor Bundeskanzlerin Andrea Nahles. Denn nach dem Scheitern der Ein-Kind-Politik in China sucht man hier händeringend Arbeitskräfte. Ma und Li verdingen sich unter falschen Namen in einer Glückskeks-Fabrik, sind aber ansonsten alles andere als happy: Weil sie die Landessprache nicht verstehen, geben sie kryptisch Laute von sich, um irgendwie chinesisch zu wirken. Gelungene Integration klingt anders. Am liebsten wollen die beiden sowieso wieder nach Hause und zetteln zum Abschied einen Arbeiteraufstand an, was natürlich verboten ist. Unverhofft bekommen sie Unterstützung von der überforderten Fabrikchefin Ai. Aber leider haben sie die Rechnung ohne den ehrgeizigen Vorarbeiter Hung gemacht..."

Allein der Plot (s. o.) ist ein Geniestreich!

Von dem witzigen Autor Kriss Rudolph (Unsterblich kopiert und Kindsköpfe, erschienen bei S. Fischer) stammt der Text, den Komponist und Arrangierer Andrew Hannan (Perlenfischer, Herz über Bord, Kaisers Nachtigall u. v. m.; alles für die Neuköllner Oper) auf den für uns Heutige schier unbekannten Offenbach-Einakter Ba-ta-clan (Paris 1855) stulpte, um der europäischen Finanzkrise - von der zur Zeit der Handlung sicher keiner weiter mehr Notiz zu nehmen willig sein würde - ein recht possierliches Gedenk- und Albumblatt zu zeichnen; heißt Aufstand der Glückskekse.

Es wird da also kauderwelschisches Chinesisch, wo auch ab und zu so Worte wie z. B. Ai Weiwei, Feng Shui oder Mitsubishi (Japan ist 2030 höchstwahrscheinlich auch schon längst chinesisches Protektorat) dazwischenflattern, hin und her gepingpongt; meistens kommt auch Alles, wie's gedacht war, lustig bei uns an - wir sind dann sowieso bei bester Laune, denn man hat uns jeweils einen Wegwerffächer auf den Sitz gelegt gehabt, mit dem wir uns die dünne Luft, die in der kleinen Studiobühne steht, auffächeln konnten; schöner Service.

Alexandre Corazzola, der Ausstatter der kurzweiligen Produktion, kommt mit 'nem Förderband, worauf die deutschen Gastarbeiter ihre Glückskekse-Pakete für den Weltversand verkleben und vertuckern, sowie einem drachenschlundähnlichen Minihochofen, aus dem es ab und an dann spukt und spuckt, als Bühnenbildbau aus - oben, quasi im Kopf des Drachens, ist dann auch die sog. Wersi "Helios", ein orgelähnliches Gebilde, woraus Hannan den Orchesterklang hervorzaubert, versteckt. Phänomenal!

Es wird herausragend gesungen und gekauderwelscht und ebenso getanzt - die Wiener Sängerin und Choreografin Nini Stadtlmann (Ai, die Chefin) hatte nämlich auch, außer dass sie dann mitgesungen hatte, alle Tanzeinlagen ausgedacht und mit ihrer Kollegin und den zwei Kollegen einstudiert.

Bariton Dejan Brkic (Hung, der Vorarbeiter) imponiert gesanglich und kommt über alle Maßen spitzbübisch herüber.

Alexandra Schmidt (Li) hat olympiahafte Qualitäten, schraubt sich also unbarmherzig bis in fast schon nicht mehr singfähige Höhen; macht sie gut.

Nikolas Heiber (Ma) spielt Alexandras Werkkumpel; kann - so wie alle übrigens - auch prima schauspielern.

Vergnügerisches Ablenkungsmanöver, auch von dieser ganzen Euroscheiße momentan...



Nikolas Heiber und Alexandra Schmidt im Aufstand der Glückskekse an der Neuköllner Oper - Foto (C) Lena Kern


Andre Sokolowski - 22. Juli 2012
ID 00000006105
AUFSTAND DER GLÜCKSKEKSE (Neuköllner Oper, 21.07.2012)
Musikalische Leitung an der Wersi "Helios": Andrew Hannan
Inszenierung: Gustav Rueb
Choreographie: Nini Stadlmann
Ausstattung: Alexandre Corazzola
Dramaturgie: Britta Geister und Bernhard Glocksin
Besetzung:
Ai, Chefin ... Nini Stadlmann
Hung, Vorarbeiter ... Dejan Brkic
Ma, Arbeiter ... Nikolas Heiber
Li, Arbeiterin ... Alexandra Schmidt
Uraufführung war am 5. Juli 2012
Weitere Termine: 22., 26. - 29. 7. / 2. – 5., 8., 12. 8. 2012


Weitere Infos siehe auch: http://www.neukoellneroper.de


http://www.andre-sokolowski.de



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