Rosinenpicken (121 | 122)
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L'INCORONAZIONE
DI POPPEA |
ELEKTRA
an der Oper Köln
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Franco Fagioli (Nerone) und Sandrine Piau (Poppea) in der KRÖNUNG DER POPPEA an der Oper Köln - Foto (C) Paul Leclaire
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Die Oper Köln spielt dieses und das nächste Jahr sehr viel und noch viel öfter ganz woanders als in ihrem Stammhaus - das wird irgendwann sehr aufwändig und noch viel länger umgebaut und/ oder restauriert; ja und da lässt sie sich jetzt jede Menge Orte einfallen (Palladium, Uni-Aula, Trinitatiskirche, Staatenhaus und Altes Pfandhaus usw. usf.) - wir waren letzten Freitag, um ein Beispiel nur zu nennen, im sog. Gerling-Quartier.
Die Krönung der Poppea, letzte Oper Monteverdis, wurde dort gegeben; und wir staunten überhaupt nicht schlecht über den tollen Saal... und was die Reichen, früher sowie heute, sich so alles Schönes leisten taten oder leisten tun, damit sie ihre Reichtumsangelegenheiten richtig schön "ambitioniert" bewerkstelligen konnten oder können; nein, wir sind nicht neidisch... Jedenfalls - und so die Uridee der pfiffig-neuen Inszenierung Dietrich Hilsdorfs - spielt die ganze Chose in der Macht-und-Schaltzentrale (nicht bloß für das schnöde Kapital) schlechthin; "früher" war es halt Rom oder so ähnlich, heute sind es Banken und/oder Versicherungen - ist auch völlig wurscht, wo sich Poppea dann hinaufgeschlafen hatte und/oder hinaufschläft: machtinstinktig war die Dame so und so...
Phänomenale Produktion, in jeder Hinsicht.
Man weiß nicht, wem und warum hier ausnahmsvoll gehuldigt werden müsste, um nicht einem oder einer Andern das Gefühl der Weniger-Beachtung zuzumuten; Konrad Junghänel stellte eine fürs Haus (und das Quartier) spielbare Neu- bzw. Extrafassung dieser wunderschönen Oper her, ja und dann leitete er eine auf das Allernötigste zusammenkonzentrierte Instrumentalbesetzung mit/aus Musikern des Kölner Gürzenich-Orchesters und (viel) musizierenden Gästen aus der Alten Musik...
Standing ovations.
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Einen Tag darauf besichtigten und hörten wir sogleich die zweite neue Produktion in dieser Spielzeit: Elektra von Strauss/Hofmannsthal - jetzt "richtig" in der Oper Köln:
Gabriele Rech hat ein in jeder Hinsicht knisterndes Psychogramm gedemütigter und gestörter Frauen (und Männer) auf die Bühne (Matthias Schaller) geschmettert; ein die Szene bestimmender Fahrstuhl fährt rauf und runter; und in diesem Fahrstuhl finden meist dann - meistens "unbeobachtet" - die letztmöglichen, also physischen, Verrichtungen zwischen den sich nicht sonders leiden könnenden Personen dieser exzessiven Handlung statt; Rech legte großen Wert auf die Herausarbeitung auch der Neben-Rollen; so wird man Zeuge einer körperlichen Züchtigung einer der Mägde, die sich nicht dem Animositätensog (= Gruppenhass der so schon "Unterdrückten" auf Elektra) unterordnen wollte - jene bleibt dann auch, als Einzige, nach dem verübten Schluss-Massacker von Orest & Co. am Leben - - sonst, und überhaupt, fließt literweise das finale Gruppenblut. Sehr hübsch das Alles.
Catherine Foster ist eine umwerfende, vor allem aber eine intellektuelle Hauptfigur in diesem blutrünstigen Stück; alle andern nicht viel schlechter. Ja und Markus Stenz hat's Gürzenich-Orchester fast dann kammermusikalisch und doch voll im Griff.
Wir sind begeistert.
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Andre Sokolowski - 10. November 2010 ID 4920
L'INCORONAZIONE DI POPPEA (Oper Köln [Gerling-Quartier], 05.11.2010)
Musikalische Leitung: Konrad Junghänel
Inszenierung: Dietrich W. Hilsdorf
Bühne: Dieter Richter
Kostüme: Renate Schmitzer
Besetzung:
Poppea ... Sandrine Piau
Nerone ... Franco Fagioli
Ottone ... David DQ Lee
Ottavia ... Katrin Wundsam
Seneca ... Wolf Matthias Friedrich
Drusilla ... Claudia Rohrbach
Nutrice ... Andrea Andonian
Arnalta / 1. Famigliare ... Daniel Lager
Littore / Tribuno / 3. Famigliare ... Sévag Serge Tachdjian
Fortuna / 2. Amorino ... Ji-Hyun An
Virtù / Damigella / 3. Amorino ... Adriana Bastidas Gamboa Amore / Valetto / 1. Amorino ... Maike Raschke
Liberto / 2. Soldato / Console ... John Heuzenroeder
Lucano/ 1. Soldato/ 2. Famigliare ... Gustavo Quaresma Ramos 4. Amorino ... Martina Sigl
Gürzenich-Orchester und Gäste
ELEKTRA (Oper Köln, 06.11.2010)
Musikalische Leitung: Markus Stenz
Inszenierung: Gabriele Rech
Bühne: Matthias Schaller
Kostüme: Tobias Hoheisel
Besetzung:
Klytämnestra ... Dalia Schaechter
Elektra ... Catherine Foster
Chrysothemis ... Edith Haller
Aegisth ... René Kollo
Orest ... Samuel Youn
Der Pfleger des Orest ... Dennis Wilgenhof
Die Vertraute ... Susanne Niebling
Die Schleppträgerin ... Cordelia Katharina Weil
Ein junger Diener ... Martin Koch
Ein alter Diener ... Werner Sindemann
Die Aufseherin ... Machiko Obata
1. Magd ... Hanna Larissa Naujoks
2. Magd ... Sandra Janke
3. Magd ... Regina Richter
4. Magd ... Csilla Csövári
5. Magd ... Kathleen Parker
Chor der Oper Köln
(Choreinstudierung: Andrew Ollivant)
Gürzenich-Orchester
Weitere Infos siehe auch: http://www.operkoeln.com
http://www.andre-sokolowski.de
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