Tage unter
von Arne Lygre
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TAGE UNTER mit Claudia Hübbecker, Bettina Kerl und Udo Samel - Foto © Elisabeth Carecchio
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Norwegen ist ja so ein Land, wo's wenig Menschen, dafür aber umso mehr an Landschaft gibt. Der Staat ist reich; die Ölvorkommen sind der Grund hierfür. Vor ein paar Jahren (oder schon einem Jahrzehnt) leistete sich das offizielle Norwegen sogar sowas wie einen "Staatsdichter" - das war der mittlerweile 52jährige Jon Fosse; also hatten ihn die offiziellen Norweger so eine Art Stipendium ausgelobt, ja und mit diesem Pölsterchen konnte er dann - bis heute sicherlich - von wirtschaftlichen Zwängen ungestört dem Schreiben frönen; Fosse machte ganz zuallererst als Stückeschreiber auf sich aufmerksam, erst viel viel später folgten dann Romane usw. / Zustände so wie im Paradies; und fast so dichterfreundlich wie's die DDR damals für ihre Treulichen zu halten pflegte (ja, ich weiß, wovon ich spreche)...
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Jetzt ist wieder ein Dramatiker aus Norwegen in aller Munde - also wenigstens in all insiderischer Munde. Er heißt Arne Lygre; und sein karges als wie knappes Stück unter dem deutschen Titel Tage unter hatte sich jetzt Regisseur und Bühnenbildner Stéphane Braunschweig [an der Deutschen Staatsoper Berlin machte er mal Fidelio] vorgeknöpft und in dem Düsseldorfer Schauspielhaus, als erster von paar Spielstätten, mit den Berliner Festspielen kooperierend, vorgeführt - - zu sehen und zu hören gestern Abend, 17. Dezember.
Udo Samel spielt da einen psychisch nicht ganz koscher wirkenden und ein gewisses Norm- oder Normalmaß sprengenden introvertierten Typen ("Besitzer" genannt), der nacheinander drei "diverse" Mitmenschen von ihren Straßen sowie Straßendasein sozusagen wegfängt, sie in einem Bunker seines Hauses arrestiert und ihnen eine allgemeine Besserung ihrer bisher verkorksten Leben oder Lebensläufe prophezeit, wenn sie nur hübschschönbrav Das machen würden, was ihr (neuer) Menschenboss dann sagt; also was er dann meint, was für sie gut und richtig wäre.
Generell ja eigentlich nichts einzuwenden gegen solche Menschverbesserer - ihr Wollen und ihr Tun sind ganz und gar "uneigennützig" und so ergo auf das beste Wohl der zu verbessernden Ex-Straßen"kinder" abgerichtet. Dass die Angelegenheiten - abgesehen davon, dass es (auch in Norwegen) ganz sicher illegal und strafbar ist, so Leute von der Straße weg in irgendwelche Heimesbunker zu verschleppen - irgendwie dann aber doch so eine Art von pathologischer Anomalie besitzen, daran zweifelt auch der allerletzte Stück-Erleber bei und nach dem tiefen Stückerlebnis nicht!
Die Bühne ist aus grauen Backsteinwänden, die dann mit der Zeit, von ihrem Mittelausschnitt aus, nach hinten und dann wiederum nach vorn bewegt werden. Links gibt es eine Aufzug-Tür, die meistens zu ist. Klaustophobisch sehr interessant das Ganze.
Außer Udo Samel spielten dann noch Claudia Hübbecker, Bettina Kerl und Daniel Christensen.
Unlangweiliges Stück.
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Bettina Kerl und Udo Samel in der deutschsprachigen Erstaufführung von Arne Lygres TAGE UNTER - Foto © Elisabeth Carecchio
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Andre Sokolowski - 18. November 2011 ID 00000005547
TAGE UNTER (Haus der Berliner Festspiele, 17.12.2011)
Inszenierung und Bühne: Stéphane Braunschweig
Mitarbeit Bühne: Alexandre De Dardel
Kostüme: Thibault Vancraenenbroeck
Licht: Marion Hewlett
Dramaturgie: Astrid Schenka
Künstlerische Mitarbeit: Anne-Françoise Benhamou
Mit: Daniel Christensen, Claudia Hübbecker, Bettina Kerl und Udo Samel
Koproduktion spielzeit’europa | Berliner Festspiele und Düsseldorfer Schauspielhaus, in Zusammenarbeit mit La Colline – théâtre national, Paris
Weitere Infos siehe auch: http://www.spielzeiteuropa.de
http://www.andre-sokolowski.de
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