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The Rake´s

Progress



Anna Prohaska (Anne) in The Rake's Progress von Strawinsky an der Staatsoper im Schiller Theater - Foto (C) Ruth Walz

Eines der absolut nicht tot zu kriegenden Literatur- und Kunstmotive war und ist der Teufelspakt. Die krönende Gestaltung dessen blieb und bleibt (bis heute) Goethen vorbehalten; Faust zieht nach wie vor.

Igor Strawinsky ließ sich seiner Zeit ein ähnliches Gebilde von den Dichtern W. H. Auden sowie Chester Kallman liefern. In The Rake's Progress hätten wir es dann allerdings mit einer irgendwie verniedlichenden Form des Teufelspakts zu tun, denn lt. Libretto geht es nicht um Leben oder Tod (Faust wollte sich - nur zum Vergleich - am Anfang "seiner" Teufelspaktgeschichte erst einmal das Leben nehmen, bis Mephisto ihn von seinem Suizidversuch "erlöste"), sondern schlichtweg um Verführung. Hier (Rake's Progress) lockt der weltmännische Teufel seinen kleinen Dorfschützling, und unter Vortäuschung von irgendeiner Erbschaft, in die große Stadt.

Tom Rakewell (Florian Hoffmann) hat zwar irgendwelche Lüstlings-Gene in sich, was Nick Shadow (Gidon Saks) natürlich vorher wusste, doch als faustisch, also vom Ideenkosmos her, wäre das Bürschchen so nicht durchgegangen... Langer Rede kurzer Sinn: Der London-Trip dieses Provinzlers endet so wie er vom Teufel vorgesehen war; Tom gibt sich ausschweifiger Weise allen Lüsten, die die Stadt so bietet, hin und hat die eigne Braut (Anna Prohaska) bald vergessen - jene sucht und findet ihn, am Schluss der Oper, wahnsinnig geworden; Tom hält sich für den Adonis - - wenigstens ging dann der Teufel, der Tom delirieren ließ, ganz leer aus, weil er nämlich dessen Seele doch am Ende nicht bekam o. s. ä.

Krzysztof Warlikowski's knallig bunte und vervideofizierte Inszenierung von 2010 ist außerordentlich lasziv geraten; permanent wird beispielsweise Schwanzlutschgestisches per Video rübertransportiert - und das gesamte Personal (einschließlich Chor) scheint irgendwie doch einen Wohlgefallen an der volkstümlich so überaus beliebten Sexualtechnik zu haben; warum nicht?

Hoffmann/Prohaska sind ein allerliebstes junges Paar. Von Anfang an können sie sich der grundlegenden Sympathie der Rezipienten sicher sein - sehen fantastisch aus, spielen entwaffnend schlicht und singen (wow!) superbst. Ihr Gegenkader Saks ist eine rampensaumäßige Erzkanone - körperlich sowie gesanglich unwegrückbar; imponierend festzustellen, wie er sich in dieser Rolle selbst gefällt. Als transvestitische Baba the Turk bringt sich der junge Altus Nicolas Ziélinski angestrengt und eigenwillig ein. Als Mother Goose zeigt Birgit Remmert, wie sie sich auf hohen Pumps sowie im Negligé ohne Komplikationen fortbewegt...

Johannes Debus weiß sich keinen andern Rat als "sauber" Takte vorzugeben - für ein Elektrifizierendes der Staatskapelle, die erwartbar gut-gediegen musiziert, scheint er ganz offensichtlich nicht der Mann zu sein.

Wir wünschen schöne Ferien!




Florian Hoffmann (Tom) lässt sich von Gidon Saks (Nick) auf das Teuflischste verführen - Foto (C) Ruth Walz


Andre Sokolowski - 15. Juli 2012
ID 6090
THE RAKE'S PROGRESS (Staatsoper im Schiller Theater, 14.07.2012)
Musikalische Leitung: Johannes Debus
Inszenierung: Krzysztof Warlikowski
Bühnenbild | Kostüme: Małgorzata Szczęśniak
Licht: Felice Ross
Video: Denis Guéguin
Chöre: Frank Flade
Choreographie: Claude Bardouil
Dramaturgie: Jens Schroth
Besetzung:
Trulove ... Scott Wilde
Anne ... Anna Prohaska
Tom Rakewell ... Florian Hoffmann
Nick Shadow ... Gidon Saks
Mother Goose ... Birgit Remmert
Baba the Turk ... Nicolas Ziélinski
Sellem ... Erin Caves
Keeper of the madhouse ... Gyula Orendt
Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin
Premiere war am 10. Dezember 2010

Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de


http://www.andre-sokolowski.de



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