Damen-Dramen
MISS DONNITHORNE'S MAGGOT | INFINITO NERO
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Das ist das Schöne an der schöngeistigen Literatur:
Da kriegst du immer irgendwie ein schönes Beispiel aus dem Leben literarisch vorgesetzt und kannst dich dann, falls dir das schöne Beispiel irgendwie gefiel, mit ihm vergleichen.
Meistens haben ja auch dann so Opern schöngeistige Vorlagen, das nennen manche dann Libretti; doch nicht immer sind sie dann so schöngeistig und/oder literarisch - manchmal sind's auch bloß so "unschöngeistig" herkommende Thesen, und mit denen müsstest du dich dann, falls dir danach zumute ist, hochgeistig auseinandersetzen; aber meistens (so wie gestern Abend [3. 10.], beispielsweise) fehlt Einem die Lust hierzu.
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Miss Donnithrone´s Maggot / Infinito Nero (die zwei Einakter, mit denen jetzt die Werkstatt im Schillertheater durch die Deutsche Staatsoper Berlin reanimiert wurde) haben je zwei schöngeistge und sehr literarisch anmutende Vorlagen:
Es geht in ihnen um zwei Damen-Dramen.
Beim ersten Einakter (komponiert von Peter Maxwell Davies, Text: Randolph Stow) geht es um eine sitzengelassene Braut, die aus dem Schock heraus, dass dann ihr Bräutigam vor Jahren und Jahrzehnten zu der Hochzeit gar nicht erst erschien, dem Irrsinn kräftig zugetan gewesen war; so schottet sie sich also für den Rest des Lebens ab und schließt sich ein, ja und in diesem außerordentlich für sie bedrohlich seienden Inmichkosmos entstehen ihre Wahngesänge, und die sind - vom Künstlerischen her - von der gehört-erlesensten Finesse...
Bei dem zweiten Einakter (komponiert von Salvatore Sciarrino, Text: nach Fragmenten der Maria Maddalena de'Pazzi) werden wir zwingender Ohrenzeuge der Verbalausbrüche einer sicherlich nicht ganz im Diesseits sich gefühlt habenden (historischen) Mystikerin; und auch sie scheint ihrer Sinne überhaupt nicht mächtig, und obwohl sie uns doch sehr zu glauben gibt, dass ihre Art mit/zu/durch Gott zu reden, einzig und allein die für sie akzeptable ist; nun ja, nun gut...
Zwei exzellente Sangesköniginnen ließen ihre Sangeskünste auf uns wirken: Hanna Dóra Sturludóttir sang Miss Donnithorne, und Sarah Maria Sun sang Maria Maddalena.
Die Schauspieler Jörg Lucas & Ralf Stengel gaben - in dem zweiten Einakter - ein hyprmaskulinisches Pendant; nicht nur dass sie mit offnen Hosen und herausgereckten steifen Schwänzen (Dilden) lustig imponierten.
Inszeniert hatte die beiden Kleinods Michael von zur Mühlen, ausgestattet wurden sie von Christoph Ernst.
Die Staatskapelle Berlin (dirigiert von Arno Waschk [der oben auf dem Bild zu sehen ist]) bewies schon wieder mal, wie herzenswichtig ihr die zeitgenössische Musik ist; 11 von ihr ließen es uns sehr exklusiv und hörbar nachempfinden!!
Schöne Sachen.
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Andre Sokolowski - 5. Oktober 2010 ID 4869
MISS DONNITHORNE'S MAGGOT | INFINITO NERO (Werkstatt, 04.10.2010)
Musikalische Leitung: Arno Waschk
Inszenierung: Michael von zur Mühlen
Ausstattung: Christoph Ernst
Besetzung:
Miss Donnithorne ... Hanna Dóra Sturludóttir
Maddalena de' Pazzi ... Sarah Maria Sun
Staatskapelle Berlin und
Orchesterakademie bei der Staatskapelle Berlin:
Thomas Beyer (Flöte), Volkmar Besser (Oboe), Sylvia Schmückle-Wagner (Klarinette), Petra Schwieger und Eva Römisch (Violine), David Schreiber und Peter Lukacs (Bratsche), Stella-Lucia Dahlhoff-Nalepa und Mok-Hyun Gibson-Lane (Violoncello), Sebastian Hahn (Schlagzeug) sowie Maria Rumyantseva (Piano)
Jörg Lucas und Ralf Stengel (Schauspieler)
Premiere war am 4. Oktober 2010
Weitere Aufführungen: 5. | 7. | 9. | 11. | 13.10.2010
Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de
http://www.andre-sokolowski.de
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