29. August 2013 - HAU3
JAN MARTENS / PETER SEYNAEVE
Victor
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Gestern Abend hatten wir - zum ersten Mal während der diesjährigen Jubiläumsausgabe TANZ IM AUGUST - den wohltuenden Eindruck eines zwingend nachvollziehbaren Erzählens sowie einer noch mehr zwingenden gefühlsgeladener Verbindlichkeit.
Victor, ein Stück des Choreografen-Paars Jan Martens / Peter Seynaeve wurde in einer einstündigen Vorstellung von Viktor Caudron (jenem Kleineren und Jüngeren der Beiden auf dem Foto unten) sowie Steven Michel (jenem Größeren und Älteren) zur Diskussion gestellt.
Für den Betrachter als wie Schreiber dieser Zeilen war es eindeutig und überragend eine Vater-Sohn-Geschichte:
[Meistens gibt es ja - das kann man in Romanen, aber auch in psychoanalytischen Essays von früher und von heute nachlesen - gewisse Spannungen oder Probleme zwischen Vätern/Söhnen. Irgend so ein ganz "zentraler" und wahrscheinlich mehr genetisch bedingter Knackpunkt (sexueller Art?) führt immer wieder dann zu größeren Verunstimmungen und Verwerfungen zwischen Alt/Jung; ja und die meist zurückbleibenden und auf ihre Söhne nolens volens eifersüchtigen Väter kommen letzten Endes nicht/nicht mehr mit ihrem Alt- oder Zurückgebliebensein zurande oder so - - natürlich variieren diese komplizierten Dinge dann von Fall zu Fall ganz unterschiedlich...]
Es ging also in der allerersten Linie um den Sohn (Victor = getanzt von Viktor Caudron). Und so sahen wir ihn, wie er sich an seinen (Stück-)Vater (getanzt von Steven Michel) sozusagen ranarbeitete, sich an ihn schutz- wie liebesuchend schmiegte. Diesen eigentlich ja für ihn völlig "fremden" Menschen - fremd im Sinne eines gänzlich Anderen - herbeiprüfte, austestete oder gar provozierte. Sich mit jener bloßen Kraft des so vermeintlich Stärkeren verglich, sie sportlich wie in einem Wettkampf reizte... Umgekehrt dann diese ganze viele Müh' und Not und Sorge und Verantwortung dem Schutzbefohl'nen gegenüber. Diese unglaubliche maskuline Zärtlichkeit, die Beide für- und miteinander fühlten und auch spielten; dieser so grandiose brüderliche Austausch ["Neid" kam plötzlich auf beim Schreiber dieser Zeilen, der ein Einzelkind gewesen und die väterlichen Zuneigungen damals nicht erkennen oder/und zulassen wollte; selber schuld].
Die einprägsamsten Bilder dieses Stücks waren diejenigen, wo man eine Symbiose der zwei Körper bildlich (metaphorisch) auszumachen in der Lage war.
Dosierte Acapella-Klänge von Gospodi; zu- und abnehmendes Licht.
Wie einfach, schön das Alles war - zu Tränen gerührt.
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Bewertung:
Viktor Caudron und Steven Michel - Foto (C) Phil Edepres
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a. so. - 30. August 2013 ID 7096
VICTOR (HAU3, 29.08.2013)
Von Jan Martens & Peter Seynaeve
Mit Viktor Caudron & Steven Michel
Musik von Gospodi
Produktion CAMPO
Uraufführung war am 25. April 2013, Campo (Gent)
Koproduktion: Frascati Producties, TAKT Festival Dommelhof, ICK & JAN (mit Unterstützung der Stadt Antwerpen) | in Zusammenarbeit mit Theater Zuidpool – Antwerpen
Weitere Infos siehe auch: http://www.tanzimaugust.de
http://www.andre-sokolowski.de
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