17. Januar 2013, Uraufführung in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
FUCKING LIBERTY!
Regie und Text: Ulli Lommel
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Das ist Ulli Lommel - Fotoquelle: Wikipedia (C) Ulli Lommel
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"Ladies & Gentlemen! Meine Damen und Herren … Eine Vaudeville Bühne! Entenjagd in Amerika! Eine Welt in 3D!! Mit Film, Live-Musik, Zitaten, Ikonen der Populärkultur und einem Kasperle-Theater!!! Ein Ausflug auf den Planeten der Affen, um dann bei den Mescalero-Apachen in New Mexico zu landen. 3D-Brillen werden ausgegeben." (Quelle: Volksbühne Berlin)
Das (s. obiges Zitatat) bezeichnet ungefähr den ablaufenden Inhalt der Revue vom Ulli Lommel, die mit Fucking Liberty! von ihm betitelt worden ist. Ein Insider im Publikum (links neben meinem Sitz) "gestand" mir zuraunend am Schluss der Vorstellung - als keiner von den Ausführenden sowie Zuschauenden richtig schecken wollte, ob nun wirklich Schluss mit diesem kindischen Brimborium wäre oder halt noch nicht - , dass Lommel angeblicher Weise die zehn letzten Tage gar nicht erst präsent gewesen war, um mit dem Volksbühnen-Ensemble fortzuproben; irgendwie bekam man instinktiv den Eindruck, dass das Alles sowieso als selbstbewusst-eigendynamisch vor sich hin dümpelndes Impulsieren funktioniert gehabt hätte, also auch ohne (s)einen Oberhampelmann wäre das Kasperletheater flott und fröhlich durchgestartet...
Die fast 70jährige Legende Lommel (vielbeschäftigt unter anderem als Schauspieler in nicht bloß 21 Produktionen Fassbinders, erwiesener Autorenregisseur vom Knabenmörderfilm Die Zärtlichkeit der Wölfe, eingestandner Liebhaber Anna Karina's usw. usf.) siedelte 1977 in die USA, lernte da Andy Warhol kennen und blieb sozusagen - Hollywood ließ grüßen - dortselbst hängen. Vor zwei Jahren brachte der Betroffene seine Memoiren raus; selbige wurden/sind der Stoff, aus dem er nun - zum allerersten Mal als Regisseur für ein Theater arbeitend - einen 2-Stunden-Abendfüller fabrizierte:
Mit 'nem Mikrofon bewaffnet gab er conférencierhaft einen vorschulmäßig leicht-fasslichen Einblick in amerikanische Geschichte - regelmäßig unterbrochen durch sehr hübsch gemachte Filmchen, die er vorher beispielsweise mit so Koryphäen wie Irm Hermann (als Elisabeth I.), Volker Spengler ([stumm] als Orson Welles) oder Sophie Rois (als Truman Capote und Ingeborg Bachmann) drehte.
Live hingegen waren auch die Einen oder Anderen zu sehen und zu hören; Letzteres dann nicht zu schwach - die sogenannte Fucking Famous Band (mit Sven Artschwager, Konrad Krenzlin, Dennis Latwat, Richard Lucius, Leonard Neumann) rockte "Zeitgenössisches" aus Lommels vormals jugendlicher Phase kräftig ab, und selbst die beiden hauptagierenden SchauspielerInnen Kathrin Angerer und Bernhard Schütz röhrten dann Dies & Das aus sich heraus.
Der funktionale Bühnenbau Bert Neumanns stilisierte eine Micky Maus mit Totenschädel-Mundverschluss und war begeh-/bespielbar.
Und getanzt wurde (s. Besetzungsliste)...
Doch der wärmendste und sinnreichste Moment in Lommels wirrer Kurzvita-Revue war eindeutig und unanfechtbar jenes filmisch absolvierte Aufzeigen seiner so wunderschönen alten Mutter (Karla Kerschensteiner-Lommel!), die man als eine in "Wildwestleder" umgekleidete Grande Dame am Steuer eines offnen Cadillacs, der von New York nach L. A. fuhr, zu sehen und noch mehr denn zu bestaunen kriegte; Lommel musste diese Szene nachträglich (und sichtlich) allzu nah gegangen sein, wie er dann mitteilte, dass sie zur Zeit in München, hoch betagt, im Sterben liegen würde...
Ohne Worte.
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Foto (C) Ulli Lommel
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Andre Sokolowski - 18. Januar 2013 ID 6487
FUCKING LIBERTY! (Volksbühne Berlin, 17.01.2013)
Regie und Text: Ulli Lommel
Bühne: Bert Neumann
Kostüme: Tabea Braun
Lichtgestaltung: Voxi Bärenklau
Filmschnitt: Frank Schönfelder
Dramaturgie: Henning Nass
Mit: Kathrin Angerer, Maximilian Brauer, Bernhard Schütz, Jeanette Spassova, Volker Spengler, Lilith Stangenberg, Ulli Lommel und Frank Büttner; den Dancers Isa-Bella Garcia, Alisha Lee, Kaddy Müller Sabbaly und Dupé Toyin Oshinowo; den Fucking Famous (Band); den Filmdarstellern Sophie Rois, Irm Hermann, Peter Berling, Karla Kerschensteiner-Lommel, Fritz Müller-Scherz und Tea Brown
Uraufführung war am 17. Januar 2013
Weitere Termine: 18., 23., 31. 1. / 6., 9., 16. 2. 2013
Weitere Infos siehe auch: http://www.volksbuehne-berlin.de
http://www.andre-sokolowski.de
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