Autorentheatertage Berlin 2014
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PLEBS CORIOLAN (Schauspielhaus Wien)
Arm und reich, also nichts Neues
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Bewertung:
Ich wollte Kevin Rittberger (37), nachdem ich gestern Abend sein bei den AUTORENTHEATERTAGEN BERLIN gezeigtes Stück plebs coriolan in der DT-Box erlebt hatte, aus Neugier kurz mal sehen; die Gelegenheit bot sich beim anschließenden Publikumsgespräch - er sieht toll aus! so'n Mannstyp zwischen Don Juan und Don Quichote, Draufgänger inkl. Superhirn...
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Allein die Fragestellung von Konstanze Kargl [nicht beim vorbezeigten Publikumsgespräch, sondern in dem Programmheft zu der Inszenierung des gastiert habenden Schauspielhauses Wien] ließ klipp und klar erkennen, welche unerklimmbar-hohen Geistesstufen da erreicht sein müssten, um in etwa mitreden zu können; kurz zitiert: "Der Begriff der Multitude, den Michael Hardt und Antonio Negri vor wenigen Jahren neu thematisierten, reicht bis Cicero zurück. Für den englischen Staatstheoretiker und Philosophen Thomas Hobbes steht die Multitude gegen die Herrschenden ebenso wie gegen das organisierte Volk. Sind", fragt sie den Autor des Stückes, "deine sogenannten 'Ausheger' Vertreter dieser Multitude?" Rittberger, nach einer knappen Einlassung hierauf, sein Ganzes auf den Punkt bringend, konkret dann so: "Diesen tümelnden Begriff möchte ich aufgeben."
Ja und gottlob spürt man dann von dem ganzen jugendforscherischen Überbau im dargebrachten Stück an sich nichts groß (also nichts derart Hochbegriffiges), denn - die Geschichte lässt sich eigentlich ganz prima nacherzählen:
Heutzeitiges Domestikenpärchen (Barbara Horvath, Steffen Höld) täuscht Hauseinbruch bei seinem wohlhabenden Arbeitgeberpärchen (Myriam Schröder, Thiemo Strutzenberger) vor. Der Schmuck und der Computer von der Hausherrin werden geklaut, und zwar von den Bediensteten höchstselbst. Aber die Hausherrin scheint über den Verlust der Dinge überhaupt nicht unglücklich zu sein - sofort schlägt bei dem Stückbetrachtenden eine Alarmglocke à la "Achtung Katharsis" oder so - - was spielte/spielt sich demnach im Gehirnskasten der Dame ab?
Dann treten Aushegerin/Ausheger (Hanna Eichel, Gideon Maoz) als die das Domestikenpärchen korrespondierende Alternative im Duo auf; sie kommen geradewegs vom Land und haben Bioerde, ein paar Rotkohlköpfe und 'nen Apfel mit dabei.
Die Hausherrinnen-zweite-Hälfte (auch Notar und Freund des Hauses abwechselnd genannt) soll Apfelrotkohl kochen - so verlangt es jetzt die Mehrheit der Kommune, bestehend aus dem Domestikenpärchen und der Aushegerin wie dem Ausheger. Aber der Angesprochene scheint von der angemahnten Kochtat derart überfordert, dass er sich das Küchenmesser in den Bauch rammt und (zum Schein nur so?) dahinsiecht...
Letztlich ist von der Kommune nichts mehr weit und breit zu sehen; und die "Vormaligen" (= exwohlhabendes Exarbeitgeberpärchen) sitzen Seite an Seite, uns den Rücken gedreht habend, und sehen nach Geradeaus.
Mehr war und ist da nicht; und Shakespeares Coriolan spielt auch niemals überhaupt nicht keine Rolle je - das war (bestimmt) nur so als provokanter Spaß des Autors vorgesehen, dass er seinem Stück dann irgendeinen sinnstiftenden Titel geben konnte oder so.
Sehr gut im Worte: starker Sprachfluss, schöne Sprachbilder.
Sympathisches Ensemble.
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Thiemo Strutzenberger und Myriam Schröder in plebs coriolan - Gastspiel des Schauspielhauses Wien zu den AUTORENTHEATERTAGEN BERLIN 2014 | Foto (C) Alexi Pelekanos/Schauspielhaus
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Andre Sokolowski - 12. Juni 2014 ID 7904
PLEBS CORIOLAN (Box, 11.06.2014)
Regie: Kevin Rittberger
Bühne und Kostüme: Janina Brinkmann
Musik: Kira Kira
Mit: Hanna Eichel, Barbara Horvath, Steffen Höld, Gideon Maoz, Myriam Schröder und Thiemo Strutzenberger
Gastspiel Schauspielhaus Wien zu den AUTORENTHEATERTAGEN BERLIN 2014
Weitere Infos siehe auch: http://www.deutschestheater.de
Post an Andre Sokolowski
http://www.andre-sokolowski.de
AUTORENTHEATERTAGE BERLIN 2014
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