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THEATER DER WELT | Düsseldorf, 17.06.-04.07.2021

GRM Brainfuck

Sibylle Berg


Bewertung:    



Sibylle Berg dürfte zu den produktivsten und umtriebigsten deutschsprachigen Autorinnen ihrer Generation gehören. Ihr Erfolg verdankt sich wahrscheinlich zum Teil der Tatsache, dass sie umfassende (politische) Kenntnisse in eine allgemeinverständliche, dem Alltagsjargon angenäherte Sprache kleidet. Vor zwei Jahren hat sie den 640 Seiten starken Roman GRM: Brainfuck veröffentlicht. Sebastian Nübling, mit dem Sibylle Berg schon mehrmals zusammengearbeitet hat, führte nun Regie in einer Koproduktion des THEATERS DER WELT mit dem Thalia Theater, wo sie am 10. September ihre Premiere haben wird. In Düsseldorf wurde Bergs fast zweistündige Bühnenversion vom Premierenpublikum mit deutlichem Zuspruch belohnt.

Von einem großen, sich drehenden Bildschirm lächeln einem die Köpfe eines geschniegelten Paares mit penetrant blauen Kontaktlinsen entgegen. Sie verheißen in einer Mischung aus kommerzieller Werbung und Politikersermon den Segen des jüngsten Jahrtausends und verkünden gebetsmühlenartig, wie wohl sie sich in dieser Welt fühlen. Dieser Karikatur von Systemrepräsentanten steht eine Gruppe rebellischer Jugendlicher gegenüber, die Möglichkeiten des Widerstands gegen ihre prekäre Lebenssituation bis hin zum bewaffneten Kampf diskutieren.

Sebastian Nübling arbeitet mit jenem Mittel, das seit 20 Jahren zu seinem Markenzeichen wurde, dem chorischen Sprechen in der Nachfolge von Einar Schleef, und das erweist sich für diesen Stoff als besonders geeignet. Der Text von GRM Brainfuck freilich häuft Schlagwörter auf einander, die, so richtig sie sein mögen, geläufig sind und wenig Raum lassen für Überraschungen. Den Jugendlichen bleibt als Ausdruck ihres Protests nur der Tanz – zur von Bässen und Elektronik dominierten, als Grime katalogisierten Musikrichtung der britischen Ruff Sqwad Arts Foundation. Was täten sie und der Choreograph Franklyn Kakyire ohne das Vorbild der West Side Story?

So weit, so KKK. Das vierte K steht für die Pointe: Nach sechs Jahren sind die jungen Menschen, wie wir ihrer Kleidung entnehmen, bei jenen gelandet, die sie einst bekämpft haben. Nicht sehr ermutigend, aber wahrscheinlich realistisch.



GRM Brainfuck von Sibylle Berg | Foto: Krafft Angerer

Thomas Rothschild – 3. Juli 2021
ID 13014
Weitere Infos siehe auch: https://www.theaterderwelt.de/


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