About Kazuo Ohno
Takao Kawaguchi
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Bewertung:
Der Solo-Performer Takao Kawaguchi setzt sich schon ein paar Minuten vor seiner fast zweistündigen Intensivbeschäftigung Über Kazuo Ohno [s.u.] in dem kleinen HAU3-Kassenvorraum auffällig in Szene: Plötzlich ist er also da, hat einen Sturzhelm auf, trägt Rollschuhe und ist in Fundsachen aus Plastik und Textil, so wie sie u.U. von obdachlosen Einzelgängern aufgetragen werden, vorbereitend in Aktion; man weiß nicht recht, was er uns damit sagen will, wenn er paar Flyer, die er zufällig im HAU zu greifen kriegte, auf den Fußboden "hinstellt" und sich und uns den Weg letztlich zur Bühne bahnt...
"Wie kann der so flüchtige Tanz archiviert und weitergegeben werden, um dem Vergessen zu entgehen? Und wie verändert er sich in dieser Weitergabe? Der furchtlose, gedanklich wie körperlich wandlungsfähige Multimedia-Performancekünstler (...) kopiert im buchstäblichen Sinne die Tänze einer Ikone: Er orientiert sich an Videoaufzeichnungen des berühmten Butoh-Tänzers Kazuo Ohno, der den revolutionären Tanz nach dem Zweiten Weltkrieg mitbegründete. Es entsteht der spannungsvolle Dialog zweier Künstler zwischen Anwesenheit und Abwesenheit, zeitgenössischem Trash und traditionellem Tiefsinn."
(Quelle: tanzimaugust.de)
Der Meine-Bühne-ist-für-alle-da-Effekt greift gleich von Anfang an - man sucht sich einen Sitz- bzw. Stehplatz irgendwo, am besten aber so, dass auch der Hintensitzende bzw. -stehende evtl. was sieht: Bänder, Stricke, Seile, Schläuche, ein herumliegendes Fahrrad, eine Alu-Leiter, Wimpelketten, Planen, Folien, Isolierungszeug etc. pp. - viel Zivilisationsmüll; ein Zuhause (wie schon angedeutet) wie für Obdachlose, ein mit Liebe am Detail "gebautes" Penner-Reich, ein echter Platz für Aussteiger...
Unter den Klängen von Johann Sebastian Bachs Toccata und Fuge d-Moll erfolgt abrupt ein Szenenwechsel: Die bisher noch hinter zwei diversen Vorhängen verdeckte Sitz-Tribüne lädt urplötzlich ein sich zu ihr hinzumühen; und die Schnellsten tun sich dort die besten Sitzplätze ergattern.
Tod und Geburt bedeutet allzugleich eine Skulptur aus Kram und Zeugs - der bis da splitternackte Takao hat sich in dieser Art verhüllt. Die Zwischenzeit nutzen ganz Eifrig-Unsichtbare die vormals als Müllplatz zwecktentfremdete Fläche zum Tanzen und Performen sozusagen frei zu fegen.
Links hinten - also aus der Perspektive von uns Zuschauern - hängen an einer Kleiderstange neun diverse Kleiderbügel mit diversen Kleidungsstücken - - Takao kleidet sich dort (sehr zeitraubend im Übrigen!) für seine nachfolgenden "Einzel-Nummern" um:
Der Traum des Fötus, eine Szene mit der Marschmusik aus dem Zigeunerbaron, eine Szene mit russisch-orthodoxem Kirchensingsang, Liszts Liebesträume inkl. einer Puppe als bzw. im Film, Das tägliche Brot, Bachs erste Präludium & Fuge aus dem Wohltemperierten Klavier, eine Tango-Blume und ein Tango-Vogel sowie Chopin (natürlich mit Chopin-Klaviermusik) sind die Abfolge.
Takao arbeitet sehr intensiv und ausdrucksstark mit seinen Händen, stellt sich seine Füße oftmals quer, zeigt imposanteste Gesichtszüge und auch Grimassen.
Und das Alles - schwer, schwer einzuordnen resp. kaum dann zu begreifen (also für den ahnungslosen Ohno-Nichtkenner; man hätte etwas über die Materie aufgeklärt sein müssen oder sich hiermit beschäftigen sollen; ja, stimmt, selber schuld).
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Takao Kawaguchi in About Kazuo Ohno | (C) Bozzo
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Andre Sokolowski - 19. August 2017 ID 10200
About Kazuo Ohno (HAU3, 18.08.2017)
Choreografie: Kazuo Ohno und Tatsumi Hijikata
Mit: Takao Kawaguchi
Auftritt im Video: Yoshito Ohno
Dramaturgie, Visuals & Sound: Naoto Iina
Kostüm: Noriko Kita
Licht & Produktionsleitung: Toshio Mizohata
Gastspiel zum TANZ IM AUGUST
Weitere Infos siehe auch: http://www.tanzimaugust.de/
http://www.andre-sokolowski.de
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