Die Frauen
ihrer Männer
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Bewertung:
Am Nationaltheater Mannheim kam im letzten Jahr Theresia Walsers belustigendes Stück Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel zur Uraufführung. Das (s. Titel) ist so eine Floskel, die nicht mehr und auch nicht weniger dann sagt bzw. sagen soll, als dass wir Alle ja "bloß Menschen" wären also "so wie du und ich" o.s.ä. Ja und sagen tun das dann (bei Walser) die drei nacheinander auftretenden Diktatoren-Gattinnen bzw. Ex-Diktatoren-Gattinnen der DDR, Tunesiens und der Philippinen.
Corinne Kirchhoff (als Margot Honecker), Judith Rosmair (als Leila Ben Ali) und Imogen Kogge (als Imelda Marcos) spielen diese Damen, und Boris Aljinović spielt den sie Alle moderierenden und übersetzenden und irgendwie im Dramaturgischen des Stückaufbaus zusammenhaltenden Dolmetscher Gottfried. Eine echte Starbesetzung also; ja und unter diesem Anspruchs macht's das Renaissance-Theater sowieso nicht!
Die Geschichte = eine Kopfgeburt:
Das Leben der drei ehemals "berüchtigten" also berühmten Damen soll verfilmt werden - in diesem Kontext findet eine Pressekonferenz in irgendeiner Weltstadt statt; noch sind da freilich keine Journalisten anwesend, die irgendwelche Fragen an die Damen stellen könnten, aber irgend so was Vorbereitendes (auf diese Pressekonferenz) ist es dann schon. Der Dolmetscher stimmt sich und die Akteurinnen auf die bevorstehende öffentliche Vorführung der Ex-Staatsfrauen ein, und so entwickeln sich die Dialoge oder Monologe...
Walser hat, um ihren Text auf das Papier zu kriegen, kräftig recherchiert. Kräftig heißt freilich nicht gründlich - aber was ist halt schon gründlich?! Und so werden Einem die bereits vorhandenen Klischees (Margot die Stalinistin, Imelda die Schuhfetischistin, Leila die Schaufensterpuppe) um die Ohren gehauen - dass es nur so kracht! Interessant wäre in dem Zusammnenhang gewesen [was dem Schreiber dieser Zeilen, der der DDR fast 30 Jahre lang - der Vita nach - natürlich stark verbunden war, spontan hier einfällt] zu erfahren, was der eigentliche Grund dafür hätte gewesen sein können, weswegen Honeckers z.B. diesen derart überspitzt politischen und auch emotionalen "Hang" zu Chile hegten und pflegten - die Tochter des Staatspaares hatte nämlich, noch zu DDR-Zeiten, eine Beziehung zu einem vor der Pinochet-Junta in die DDR geflüchteten Chilenen gehabt; also etwas zutiefst Privates, und da war man also auch, rein interfamiliär, mit Chile ganz und gar dann involviert. Honeckers Enkel heißt im Übrigen Roberto Yáñez Betancourt y Honecker. Hierüber (bei der Walser) nicht ein Wort; na ja, muss ja auch nicht.
Geschauspielert wird hochverzüglichst: Kogge, insbesondere, schießt einen Vogel nach dem andern ab. Zum Brüllen komisch.
Recht geschmeidig-intelektueller Boulevard.
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Andre Sokolowski - 9. Oktober 2014 ID 8156
ICH BIN WIE IHR, ICH LIEBE ÄPFEL (Renaissance-Theater Berlin, 07.10.2014)
Regie: Tina Engel
Bühne Momme Röhrbein
Kostüme: Jorge Jara
Mit: Corinna Kirchhoff, Imogen Kogge, Judith Rosmair und Boris Aljinović
Uraufführung am Nationaltheater Mannheim war am 12. Januar 2013
Berliner Premiere: 5. 10. 2014
Weitere Termine: 31. 10 / 2. - 4., 20. + 21. 11. 2014
Weitere Infos siehe auch: http://www.renaissance-theater.de
Post an Andre Sokolowski
http://www.andre-sokolowski.de
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