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nachDRUCK # 6

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Rosinenpicken (319)

Lebenswandlerin im Online-Modus

(mit gereimter Versscheiße)


Bewertung:    



Christoph Marthalers Skurril-Projekte werden meistens als Gemeinschaftsproduktionen von diversen Häusern angeschoben und (in unabhängig-eigener Autorenschaft) verübt; danach reist seine Family hiermit von Stadt zu Stadt... In diesem Jahr gab es gleich mehrmals Möglichkeiten, neue Marthaler's hier in Berlin zu registrieren - Letzte Tage. Ein Vorabend (in der Staatsoper im Schiller Theater) hatte uns zwar weniger gefallen, während wiederum Das Weiße vom Ei (zu den Autorentheatertagen im DT) völlig nach unserem Geschmack gewesen war...

*

Jetzt läuft gerade in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Marthalers brandneues Stück Tessa Blomstedt gibt nicht auf.

Die Titelheldin wäre "eine Frau mit mehreren Geburtsdaten. Man könnte auch sagen, dass sie mindestens drei Generationen gleichzeitig verkörpert (wahrscheinlich deutlich mehr). Entsprechend gut kennt sie sich aus in Liebes- und Eheanbahnungsfragen, auch wenn sie bis heute noch nie ganz erfolgreich gewesen ist auf diesem Gebiet. Was einst mit Tinte geschriebene und wachsversiegelte Briefe waren und wochenlang ersehnte Begegnungen in den städtischen Parkanlagen, verwandelte sich vor Tessas Augen in Schreibmaschinenpost, Telefonverabredungen, Disko Bekanntschaften, Club-Dating und Mailkontakt. Es wäre gelogen zu behaupten, dass Tessa bereits jetzt eine Souveränität erlangt hätte im Umgang mit Portalen und Profilen. Die unzähligen AGB's, die sie stets aufmerksam liest, verwirren sie. Aber schließlich stimmt sie zu. Denn sie will finden und gefunden werden. Und angeklickt und heiß begehrt. Im Besitz zahlloser Nicknames ist sie ununterbrochen unterwegs in den sich immer weiter vergrößernden Gärten elektronischer Kontaktaufnahme. Und kann es kaum erwarten, das nächste vielversprechende Liebesangebot aus dem Daten-Orbit." (Quelle: volksbuehner-berlin.de)

Die Besagte im besagten Stück (s.o.) müsste dann - nach unserem Dafürhalten - Irm Hermann gewesen sein. Sie ist halt, so vom Rechnerischen her, die Älteste unter den hochgenial spielenden (und singenden!) Frauen; und sie tut ja auch dann etwas Hintergrundwissen zu uns Marthaler-Rezipienten ausstreuen, also wie's zu dem merkwürdigen Umstand kam, dass eine Frau wie sie, die mindestens, also von ihren Jahren her, den Zweiten Weltkrieg beispielsweise überstanden haben musste, sich urplötzlich in die anonyme Online-Welt "begibt" etc. pp.

Tora Augestad, Altea Garrido, Olivia Grigolli und Lilith Stangenberg (vom Ur-Stamm der Marthaler-Family) umrahmen Tessa-Irm zumeist quartettisch - "angetrieben" vom Keyboarder Clemens Sienknecht - mit dem Aufsingen diverser deutschsprachiger Schlager, das will sagen: mit gereimter Versscheiße. Am Anfang wirkt das noch zum Brüllen komisch, doch im Zuge der zwei Folgestunden geht Einem dann schon die vorgetragen-dünnschissige Penetranz stark auf den Kranz...

Lichte Momente dieses eigentlich kaum zu beschreibenden Events vermochten der Volksbühnen-Altstar Ulrich Voß, die Stimme Josef Ostendorfs sowie das Musizieren Martin Zellers (Gambe) zu erbringen.

* * *

Marthaler scheint irgendwie am Ende angelangt zu sein: Er liefert nur noch pure Unterhaltung also Nonsens, pseudointellektuelle Idiotie - für einen großartigen Musikanten-/Sprechtheater-Abend (wie wir es bei ihm bis da gewohnt gewesen waren) langt das nicht also nicht mehr.


Andre Sokolowski - 26. Oktober 2014
ID 8196
TESSA BLOMSTEDT GIBT NICHT AUF (Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, 25.10.2014)
Regie: Christoph Marthaler
Bühne und Kostüme: Anna Viebrock
Licht: Henning Streck
Musikalische Leitung: Clemens Sienknecht
Regie-Mitarbeit: Gerhard Alt
Video: Konstantin Hapke
Ton: Klaus Dobbrick
Dramaturgie: Malte Ubenauf
Mit: Tora Augestad (Kekke), Altea Garrido (Frauke), Olivia Grigolli (Heike), Lilith Stangenberg (Silke), N. N. (Tessa Blomstedt), N. N. (Irm Hermann), Clemens Sienknecht (Helfried), Ulrich Voß (Ein Retrovirus), Martin Zeller an der Gambe (Young Vallotti), Clara & Luise Andrees (Ein junges Paar) und der Stimme von Josef Ostendorf (Cantus Firmus)
Uraufführung war am 15. Oktober 2014
Weitere Termine: 5. + 30. 11. 2014


Weitere Infos siehe auch: http://www.volksbuehne-berlin.de


Post an Andre Sokolowski

http://www.andre-sokolowski.de

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