MAY ZARHY
1325
|
|
Bewertung:
"Mit "1325" hat May Zarhy, ein Gründungsmitglied der Gruppe Mamaza, eine neue Arbeit in Kooperation mit der amerikanischen Tänzerin Kathryn Enright geschaffen. Die zwei brillanten Performer entdecken ihr gemeinsames Verlangen, 'einfach nur zu tanzen', in einer endlosen Maskerade wechselnder Gesichter und Körper, manchmal spielerisch und naiv, manchmal virtuos und energisch, zwischen Minimalismus und großer Dichte. Ihre Intention war, eine Form für das zu finden, was ihre tanzenden Körper wissen, ohne dabei ironisch oder übermäßig intellektuell zu wirken. Hier stehen nur die Tänzer und ihre eigenen Erfahrungen im Mittelpunkt.
1325 entsteht aus den verschiedenen Möglichkeiten, sich etwas vorzustellen. Das Stück zeigt das, was augenscheinlich ist, auf vielerlei Weisen, die ganz unerwartete, aufregende Potenziale enthüllen. Zarhy und Enright führen uns durch diverse musikalische Landschaften, kulturelle Einflüsse und zu persönlichen Gegenständen, ohne jemals auf eine Hierarchie der Form oder des Stils zu bestehen." (Quelle: tanzimaugust.de)
*
Zwar hätten wir sehr gern gewusst, was der Performance-Titel 1325 "übersetzt" bedeutet - aber letztlich war es völlig wurscht. Genauso wurscht wie das, was während der von uns erlebten kurzweiligen Stunde musikalisch "mitgeliefert" worden war; das spielte auch - auf jeden Fall nach unsrer "Lesart" - eine völlig unterbutternswerte Rolle, denn:
Zarhy & Enright taten uns mit einer schönen Rahmenhandlung (die dann wiederum, was noch viel schöner war, zig Interpretationen zuließ) kurzerhand versorgen; ja und wir "verstanden" dann die Rahmenhandlung etwa so...
Freundinnenpaar erobert, justament von einer Reise oder einem Umzug also einer Umzugsreise kommend (darauf deutet jedenfalls sein einer Trolley, den es mit sich führte), seinen neuen Wohn- und Arbeitsraum. Eventuell so eine Art von Loft. Zumindest ist der Raum (noch) leer also uneingerichtet und kann daher auf das Hemmungsloseste zunächst erst einmal ausprobiert und später dann (vielleicht) voll in Beschlag genommen werden; und man müsste sowieso erst sehen, was die Bude kostet, ja und ob man nun, also zu zweit, nicht nur gemeinsam in ihr hausen sondern halt auch arbeiten und wirken kann; so etwas weiß ja keiner vorher. Und es geht - wir ahnen es - halt um ein Künstlerpaar; genauso wie es Zarhy/Enright temporär hier sind.
Bestimmt ist dann das von uns anvermutete Freundinnenpaar sowohl im Tänzerischen als auch Kunst-Performativen tätig oder war es früher irgendwann einmal - Erinnerungen Beider werden wach; Enright klappt ihren Trolley auf und nimmt sich nach und nach paar Kleidungsstücke, also so Details ihrer Klamotten, und zieht sie sich über - - Zarhy sitzt derweil mit ihrem aufgeklappten Notebook auf 'nem Sitzquader und tippt dort irgend etwas ein - - - Techniker Harry Schulz kriegt so von ihr die Infos, die er braucht, um irgendwelche Populärmusik (die Zarhy umgehend für Enright auswählte) lauter und/oder leiser für den Saal [HAU3] zu mischen.
Dieses Spielchen wechselt dann auch seine Rollen; also sitzt dann Enright auf dem Sitzquader, und Zarhy "tanzt" nach Populärmusik bzw. nach den Ausschnitten von ihr.
So wie man sich das vorstellt beispielsweise, wenn man (selber) bei der Hausarbeit daheim beschäftigt ist, und plötzlich macht man halt den Staubsauger oder die Bohnerbürste aus, um den CD-Player oder das Radio ganz laut aufzudrehen, wo gerade (zufällig oder auch nicht) eine der Lieblings-Populärmusiken, die man schon sein ganzes Leben favoritisierte, läuft und man so Lust und Laune hat, laut mitzusingen und auch die durch Film & Fernsehen sattsam bekannten Populärmusiksbewegungen der Lieblings-Populärmusik-Stars nachäfft, was sich sowieso (da man sich unbeobachtet weiß) irgendwie doch geil anfühlt; das ist nun mal dieser verzehrend-großartige Ausdruck "kleiner Menschen", die das so vermeintlich "Große" und die so vermeintlich "Großen" meinen und sie immer nachzuäffen halbwegs profihaft versuchen.
Aber Zarhy/Enright geben noch eins drauf!
Den Populärtitel von irgend so 'ner Mieze (muss dann schon sehr, sehr bekannt und sehr, sehr, sehr berühmt sein; irgend so was, was dann auch im Stadion und vor Hunderttausend Miezen-Fans showartig läuft; wir haben keine Ahnung, was das war - das Zeug klingt immer gleich) singen und plärren und performen sie ganz krampfhaft-großartig und zeitversetzt und auch mit vielen falschen Tönen mit - das sieht am Ende irgendwie nach Trance aus, und sie scheinen auch von ihrer Selbst-Performance irgendwie total erschöpft zu sein; auf jeden Fall kriecht Zarhy dann auf allen Vieren aus dem Saal, und Enright legt ihr nach und nach herumliegende Freundinnen-Perücken auf die müden Unterschenkel, ja und Harry knipst das Licht aus.
Schrill und schräg, und mit gigantischer Humorwucht.
Bitte wiederkommen!!
|
May Zarhy | 1325 - Foto (C) Dirk Ramon Durchgraf
|
Andre Sokolowski - 20. August 2014 ID 8028
1325 | HAU3, 20.08.2014
Konzept: May Zarhy
Performance & Kreation: Kathryn Enright und May Zarhy
Technische Leitung, Licht und Ton: Harry Schulz
Kostüme: Chen Carmi und Inbal Levy
Eine Produktion von May Zarhy
Weitere Infos siehe auch: http://www.tanzimaugust.de
Post an Andre Sokolowski
http://www.andre-sokolowski.de
TANZ IM AUGUST
|
|
|
Anzeigen:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
BALLETT | PERFORMANCE | TANZTHEATER
CASTORFOPERN
DEBATTEN & PERSONEN
FREIE SZENE
INTERVIEWS
PREMIEREN- KRITIKEN
ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski
URAUFFÜHRUNGEN
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|