TRAJAL HARRELL
Antigone Sr. / Twenty Looks or Paris is Burning at The Judson Church (L)
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Bewertung:
Gestern Abend erntete ein außerplanetarischer Performance-Kracher der besonders exzessiven Art und Weise eine schier tumultartige Zustimmung im Berliner Hebbel am Ufer (HAU1). Man bekam - als zweieinhalbstündige Eröffnungsshow des diesjährigen Festivals TANZ IM AUGUST - Antigone Sr. / Twenty Looks or Paris is Burning at The Judson Church (L) von Trajal Harrell mit vier weiteren Akteuren (Stephen Thompson, Thibault Lac, Rob Fordeyn und Ondrej Vidlar) serviert; und zu dem Allen war zuvor oder danach das hier zu lesen:
"'Was wäre passiert, wenn sich 1963 jemand aus der Harlemer Voguing-Szene nach Downtown aufgemacht hätte und in der Judson Church gemeinsam mit den ersten Vertretern der Postmoderne aufgetreten wäre?' - Diese Frage liegt der neuen Arbeit des Choreografen zugrunde, dabei wird es Twenty Looks or Paris is Burning ... in sieben verschiedenen Größen geben, von Extrasmall (XS) bis Extralarge (XL). Entstehen soll nicht eine historische Fiktion, vielmehr soll die Frage im Hier und Jetzt durchgespielt werden. Was dabei herauskommt, wäre so weder im The Balls noch in der Judson Church möglich gewesen."
Das Stück werfe also "einen neuen Blick auf die postmoderne Tanzästhetik der Szene rund um die Judson Church" Und sein Ausgangspunkt wäre "eine imaginäre Begegnung der Judson-Ästhetik mit dem sich gleichzeitig entfaltenden Voguing (das durch den Dokumentarfilm Paris is Burning über den Underground hinaus bekannt wurde)" gewesen; "mithilfe einer neuen Zeichensprache ermöglicht Harrell so eine andere Sicht auf den Minimalismus und die Neutralität des postmodernen Tanzes."
Nix verstehen.
(Sowieso sind diese oder andere mehr oder weniger nichts sagenden Annotationen der vom HAU herausgegebenen bzw. mitgereichten Handzettel zu jeweiligen TiA-Vorstellungen meistens dann das Papier nicht wert, auf dem sie stehen.)
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Harrells bewusst entnervende Performance fängt mit einer endlosschleifigen Erklärung seines Stückvorhabens an; alles auf Englisch - gefühlte Hörzeit ca. 1 Stunde...
Dann gehts irgendwann mal "richtig" los, indem seine vier Mitstreiter zuerst in kapriziösen tänzerischen Einzel-Soli, später dann jeweils zu zweit oder in Kleinstgruppe so nach und nach agieren...
Es folgt Dunkelheit im Saal, und Harrell lässt seine fürwahr doch sehr, sehr imposant sich anhörende Mikrofonstimme mit irgendwelchem stakkativ herauskatapultiertem Schwachsinn (wieder alles schön auf Englisch) suggestiv erklingen, Einzelworte und Passagen werden unerträglich viele Male wiederholt...
Auch wird (und schön sogar) gesungen; Thibault Lacs Gesang z.B. - ja, ich kriegte Gänsehaut...
"We are..." folgt dann, wieder als Endlosschleife. Ca. tausend Möglichkeiten werden sohin von Harrell/Lac stumpfsinnhaftig abgearbeitet...
Dann große Modenschau mit/inkl. Laufsteg - tolle Kostüme, tolle Schrittfolgen, toller Humor...
Und mehr noch, und noch Weiteres etc. pp.
Die konzipierte als wie durchgehaltene Brutalität und Konsequenz des terroristisch so Empfundenen dieser performativen Vollentgleisung ließ mich letzten Endes anstatt zum "Katastrophal" (= 1 K) unsrer Gesamteinschätzung alternativ zum "Nicht zu toppen" (= 5 K) greifen.
Hochgrandiose Idiotie.
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Trajal Harrell | Antigone Sr. / Twenty Looks or Paris is Burning at the Judson Church (L) - Foto (C) Ian Douglas
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Andre Sokolowski - 17. August 2014 ID 8022
ANTIGONE SR. / TWENTY LOOKS OR PARIS IS BURNING AT THE JUDSON CHURCH (L) | HAU1, 16.08.2014
Choreograph: Trajal Harrell
Tänzer: Trajal Harrell, Stephen Thompson, Thibault Lac, Rob Fordeyn und Ondrej Vidlar
Bühnenbild: Erik Flatmo
Licht: Jan Maertens
Sounddesign: Robin Meier und Trajal Harrell
Dramaturgie: Gérard Mayen
Eine Co-Produktion von New York Live Arts, CNDC Angers und CCN Belfort
Weitere Infos siehe auch: http://www.tanzimaugust.de
Post an Andre Sokolowski
http://www.andre-sokolowski.de
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