Tote Stadt
SKELETT EINES ELEFANTEN IN DER WÜSTE von Ayham Majid Agha
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Foto (C) Esra Rothoff
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Bewertung:
Mit einem emotional bedrückenden und dramaturgisch-theatralisch stark gelungenen Real-Szenario aus dem aktuellen Nahen Osten eröffnete das Berliner Maxim Gorki Theater gestern Nachmittag in seinem Studio Я die neue Spielzeit.
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Das Projekt heißt Skelett eines Elefanten in der Wüste und scheint sich "materialmäßig" aus (mindestens) vier Biografien - eines Söldners oder Scharfschützen, einer Krankenschwester, einer Akrobatin oder "Zirkusprinzessin" bzw. eines Fotografen und Kameramanns - zu speisen. Dem ist jedoch, nach genauerem Hinhören und nochmaligem Nachlesen auf dem Besetzungszettel, nicht eindeutig so: Der unter literarischen Gesichtspunkten gut gearbeitete Text wäre "im Rahmen der Literaturwerkstatt 'Flucht, die mich bedingt' des Neuen Instituts für dramatisches Schreiben (NIDS)" entstanden; und er tut durch seine Arbeit und Recherche diese Annahme, als handelte es sich um Eins-zu-eins-Biografien, sozusagen nachempfinden lassen. Geschrieben hat ihn Ayham Majid Agha (auch Regie) - er wird zum Einen deutsch, zum Anderen arabisch gesprochen und in diesen beiden Sprachen (und zudem auch noch auf Englisch) in jeweiligen Simultanübersetzungen per Übertitel mitgereicht.
Die vier spielenden Personen - Maryam Abu Khaled (jene von mir identifizierte Krankenschwester), Mazen Aljubbeh (jener von mir identifizierte Fotograf und Kameramann), Lea Draeger (jene von mir identifizierte Akrobatin oder "Zirkusprinzessin"), Thomas Wodianka (jener von mir identifizierte Söldner oder Scharfschütze) - eint ein zufälliger Aufenthalt in einer toten Stadt zur Zeit des anhaltenden Bürgerkriegs in Syrien; auch eine tote Stadt im angrenzenden Irak könnte wohl gemeint gewesen sein. Es gibt während der miteinander wenig oder kaum etwas zu tun habenden Lebensabschnittsbeichten Überschneidungen und Querverbindungen - - auch zu noch früheren und ähnlichen Situationen, wann/wo Menschen zwischen Kriegsfronten geraten waren oder anhaltend noch immer sind...
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Den stärksten Eindruck, den das 70- Minuten-Theater auf mich machte, war das "menschenstumme" Video aus einer von den besagten toten Städten (höchstwahrscheinlich aufgenommen von einer Kamera-Drohne). Ich sah weit und breit Zerstörung und unendliche Verlassenheit - - und hörte über allem und von Allem unbeeindruckt: Vogelgesang.
Großartig gemacht.
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Andre Sokolowski - 15. September 2017 ID 10253
SKELETT EINES ELEFANTEN IN DER WÜSTE (Studio Я; 14.09.2017)
Text und Regie: Ayham Majid Agha
Bühne: Shahrzad Rahmani und Magda Willi
Kostüme: Isabell Reisinger
Musik und Sounddesign: Lars Wittershagen
Dramaturgie: Necati Öziri
Licht: Daniel Krawietz
Mitarbeit Video: Nadim Hendawi
Mit: Maryam Abu Khaled, Mazen Aljubbeh, Lea Draeger und Thomas Wodianka
Uraufführung am Maxim Gorki Theater: 14. September 2017
Weitere Termine: 18., 19.09. / 20, 21.10.2017
Weitere Infos siehe auch: http://www.gorki.de
http://www.andre-sokolowski.de
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