Im "Niagara-
fallpark"
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Bildquelle: alldiekunst.com
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Bewertung:
"Niagarafallpark" hört sich irgendwie ganz fetzig an. Er wird uns Publikum akustisch als ureigentliche Wortschöpfung von Eva, jenem ersten Fraumensch auf dem bibelfesten Erdball, mitten in dem Stück Das Tagebuch von Adam & Eva, angepriesen, und er meint natürlich dann den legendären Garten Eden, wie er (allerdings dann nicht als "Niagarafallpark") alttestamentarisch überliefert ist.
Klar ist auf jeden Fall, hier wird fetzig-modern gesprochen, und die Zeit - seither Adam & Eva ihren ersten Liebesakt in Sünde und in Schuld vollzogen und ihre zwei Söhne noch viel größer sich in Sünde und in Schuld verfingen à la Kain-erschlägt-den-Abel - scheint hinweggerast zu sein. Also erinnern wir uns ruhig an all das sündschuldige Ur-Ursprüngliche, um es im Nachhinein fetzigmodern und (theatralisch wohl am allerwichtigsten:) mit möglichst zeitlosem Humor auf dem Theater abzuhandeln.
Und so dachte es sich hundertpro womöglich auch Martina Mann, die aus der Prosa-Vorlage Mark Twains ein harmlos-hübsches Dialog-Stückchen zusammenbastelte, das sie bereits vor einem Jahr in Duisburg, wo sie selbst Regie geführt hatte, uraufführte und unter der Zuhilfenahme vieler anderer Theaterleute heute Abend kurz nach 20 Uhr als Live-Stream aus der sog. ALLDIEKUNST des Kunsthaus Velbert-Langenberg [am Rand des Ruhrgebiets] ins World Wide Web hinausposaunte.
Somit reihte sich auch diese Video-Produktion in die Phalanx hunderter anderer Veranstalter, die wegen der coronabedingten kulturellen als wie künstlerischen Selbstbeschränkungen nicht/ noch nicht im normalen Modus (Mensch zu Mensch) Theater spielen dürfen oder können; doch es soll ja "bald" dann wieder losgehen, ja und die Hoffnung stirbt nun mal zuletzt.
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Jan Philip Keller (re.) und Linda Klein in Das Tagebuch von Adam & Eva in der ALLDIEKUNST des Kunsthauses Velbert-Langenberg | Screenshot des Live-Streams v. 19.05.2020 auf YouTube
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Der Schauspieler Jan Philipp Keller und die Schauspielerin Linda Klein agieren in der Ausstattung Ulrike Altegoers als das besagt fetzig-modern daher redende Ur-Paar.
"Ein Mann, eine Frau. Ein Baum, ein Apfel, eine Schlange. Diese Geschichte kennt jeder. Das Tagebuch von Adam und Eva enthüllt nun: Das Miteinander von Mann und Frau war von Anfang an wenig paradiesisch. Auch hier bestimmen lästige Gewohnheiten und ungeliebte Hobbys den Alltag; ewigen Missverständnissen folgen Krach und Versöhnung. Und als sich mit Kain und Abel Nachwuchs einstellt, ist das Chaos perfekt..." (Quelle: hanser-literaturverlage.de)
Plötzlich taucht Eva auf, wo Adam bereits war. Er findet sie "wie alle anderen Tiere". Sie: "Ich glaube, es ist ein Mann, ich habe noch nie einen Mann gesehen." Für sie ist er wie ein Reptil, jedoch "wenn das Reptil ein Mann ist, wäre es doch nicht ein 'es'" o.s.ä.
Dann macht sie plötzlich Feuer, und das Feuer (in der männlichen Gestalt Jan Philipps) rät ihr, "du musst blasen, weiter unten" - allerliebst!
Als ihr die Schlange (wieder in der männlichen Gestalt Jan Philipps, itzo mit 'ner Tantenstimme) erstbegegnet und "iss alles auf" gebietet und den Paradiesapfel insonders meint, meinte Eva noch kurz zuvor: "Ich bin hier neu und will nichts falsch machen."
Nach einem Jahr kommen die Söhne Kain (Adam: "Soll ich's ins Wasser werfen?") sowie Abel (Adam: "einfach ein zweites gefangen") auf die Welt.
Und nach weiteren 10 Jahren fragt sich Eva: "Warum liebe ich ihn?", also eigentlich.
Etc. pp.
Boulevardesker Froh- und Leichtsinn, und mehr gibt es hierzu wirklich nicht zu sagen.
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Andre Sokolowski - 19. Mai 2020 (2) ID 12249
DAS TAGEBUCH VON ADAM & EVA (Kunsthaus Velbert-Langenberg, 19.05.2020)
Inszenierung: Martina Mann
Ausstattung: Ulrike Altegoer
Mit: Jan Philip Keller und Linda Klein
Premiere im Gemeindehaus Duisburg Ruhrort war am 7. Dezember 2019.
Live-Stream vom 19. Mai 2020
Weitere Infos siehe auch: https://www.alldiekunst.com/
http://www.andre-sokolowski.de
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