Blind und
einsam
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Schmetterlinge sind frei am Schlosspark Theater Berlin | Foto (C) DERDEHMEL/Urbschat
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Bewertung:
Das Corona-Virus hat derzeit (nicht nur) Theater und Konzertsäle zur Quarantäne eingehegt, auch der gesamten Fan-Gemeinde der Theater und Konzertsäle wurde von jetzt auf gleich nicht mehr gestattet in sie einzutreten; keiner weiß, wie lange diese "Aussperrung" noch anhält - die Theater und Konzertsäle planen zwar schon, dass sie zirka ab 20. April ihren Normalbetrieb dann wieder aufnehmen und regulär dann weiter spielen könnten, aber dieses Datum steht wohl spätestens seit Montagabend, da die einschneidenden Restriktionserlasse zur Bewältigung der anhaltenden Pandemie von Bund und Ländern ausgesprochen waren, stark infrage...
Eigeninitiativen sind gefragt, um zwischen euch & uns beziehungsweise uns & euch nicht gänzlich das Familienband durchmotten zu lassen.
Comedystar Dieter Hallervorden beispielsweise, der seit zwölf Jahren auch der Geschäftsführer des schnuckligen Schlosspark Theaters im Berliner Stadtteil Steglitz ist, kündigte jetzt auf seiner hausinternen Homepage an, den allerersten Live-Stream in der über 200jährigen Geschichte seines Hauses aussenden zu wollen; über Facebook. Und so stand dann gestern Abend 20 Uhr sein Sohn vorm Vorhang, um das Boulevardstück Schmetterlinge sind frei - eine nervtötende Endlosplapperei des Bühnenbestsellerautors Leonard Gershe (1922-2002) - anzukündigen; und eigentlich sollte es mindestens noch 22 mal vor ausverkauftem Haus gespielt werden; jetzt also ohne Publikum:
"Don Baker wagt das Experiment und zieht zuhause aus. Er will endlich auf eigenen Füßen stehen und sich aus den Fängen seiner überfürsorglichen Mutter befreien. Ein Hindernis bei der Sache ist, dass Don blind ist. Gerade als Don sich in seinem spartanischen Zimmerchen gut zurechtfindet, flattert die neue Nachbarin Jill Tanner in sein Leben. Jill ist das absolute Gegenteil von Don: frei, lebenslustig und spontan. Die beiden verlieben sich. Doch die Komplikationen lassen nicht lange auf sich warten. Denn was für Don ein Quantensprung ist, scheint für die lockere Jill nur ein Abenteuer von vielen. Und dann mischt sich auch noch Dons Mutter ein, der scheinbar jedes Mittel recht ist, Don wieder zurück nach Hause zu holen…"
(Quelle: schlossparktheater.de)
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Johannes Hallervorden spielte den Don Baker, und er musste sehr viel Text - genauso viel wie übrigens auch Helen Barke, die die Jill spielte - lernen und sprechen; viel zu viel an Text, den dieses unsägliche (textlastige) Stück ihm/ihr aufhalste. Und da wurde quasi alles, aber wirklich alles, und vor allem auch dann das, was eigentlich mehr als so stille, ungesprochene Gefühlsverlautbarungen existent sein sollte, volltextlichermaßen abgesondert - - für die Hörenden unter den Kopfhörern eine Torture! Doch wenigstens konnte man die AkteurInnen schön nah besehen, was dann wiederum ein unbedingter Vorteil von so Live-Streams ist.
Das Stück ist also hörbar scheiße geschrieben, aber seine Darstellenden - außerdem noch Julia Biedermann als Übermutter Dons und Fabian Stromberger als mit Jill angebendelt habender Jungautor oder -regisseur - waren und sind die großen Sympathieträger dieser auf Facebook live geseh'nen Vorstellung vor (ungesehenen, dafür aber real gefühlten) leeren Sitzen.
Gestenreich und traurig, aber nicht in erster Linie wegen des besagten Stückes.
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Schmetterlinge sind frei am Berliner Schlosspark Theater | Foto (C) DERDEHMEL/Urbschat
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Andre Sokolowski - 18. März 2020 ID 12092
SCHMETTERLINGE SIND FREI (Schlosspark Theater Berlin, 17.03.2020)
Regie: Irene Christ
Bühne: Joachim Hamster Damm
Kostüm: Viola Matthies
Mit: Julia Biedermann, Johannes Hallervorden, Helen Barke und Fabian Stromberger
Premiere war am 29. Februar 2020.
Live-Stream v. 17.03.2020
Weitere Infos siehe auch: https://www.schlossparktheater.de/
http://www.andre-sokolowski.de
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