Das Fremde (könnte auch
das Virus gewesen sein)
ISOLA aus dem Staatstheater Nürnberg
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Bewertung:
Heute waren wir - zum ersten Male überhaupt - im renommierten Staatstheater Nürnberg, also virtuell. Aber auch "richtig" hatte es uns dorthin irrwitzigerweise nie/ noch nie verschlagen; lag und liegt auch daran, weil halt keine oder keiner von uns in der Nähe wohnt, und irgendwie war (bisher) keinerlei Gelegenheit, dort etwas für KULTURA-EXTRA wahrzunehmen; und das alles nennen wir im Nachhinein einen doch unentschuldbaren Skandal!
Aber:
Wir hatten wenigstens die Namen der zwei derzeit wichtigsten Entscheidungsträger dieses Hauses bei uns schon mal auf dem Schirm gehabt, von Schauspieldirektor Jan Philipp Gloger sahen wir dereinst dessen Holländer-Inszenierung (bei den Bayreuther Festspielen, 2012), und über das Hauptstadt-Debüt der Generalmusikdirektorin Joana Mallwitz' (im Konzerthaus Berlin, 2020) schwärmten wir nicht schlecht...
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Jetzt sahen wir das Video Isola (nach dem gleichnamigen Stück von Philipp Löhle, dessen "richtige" Uraufführung für den 20.12.2020 angesetzt gewesen war und pandemiebedingt ausfallen musste) - das Staatstheater hatte es auf seinen Youtube-Kanal gestellt; die Online-Premiere fand bereits vor einem Monat statt:
"1838: Auf der Burg des Grafen Friedrich Wilhelm von Munk feiert man ausgelassen, als plötzlich einer der Gäste tot umfällt. Die Angst geht um, und während sich die Gesellschaft in den Ballsaal einschließt, fordert das Unbekannte draußen weitere Opfer. Inspiriert von Schauerromantik und Horrorfilmen skizziert Philipp Löhle in seinem neuen Stück eine übersatte Gesellschaft, die am Rand des Abgrunds tanzend dessen Tiefe leugnet. In der Filmregie von Sami Bill wird aus der von Jan Philipp Gloger während des Lockdowns inszenierten Produktion ein ganz eigenes Werk, das einen Besuch der Inszenierung im Schauspielhaus zu einem späteren Zeitpunkt nicht ersetzen will." (Quelle: staatstheater-nuernberg.de)
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Also was ganz, ganz, ganz Originäres.
1 Stunde und 40 Minuten dauerte der Film, und anschließend war klar, die Filmemacher (Gloger, Löhle, Bill) wollten ein Gleichnis zur noch immer anhaltenden Pandemie gesetzt haben, denn dieses unheimliche "Fremde", worum es vom Anfang bis zum Schluss des Filmes ging, sollte gewiss nichts anderes als das Corona-Virus, das die Welt in Schach hält und uns alle, früher oder später, ausnahmslos vernichten würde, sein; und Raphael Rubino (als der Totengräber) tat uns permanent in dieser Menschheitsuntergangsvision, sowohl verbal als auch durch Ausübung seines berufsbedingten Leichensammlerjobs, bestätigen.
Im hausinternen Stückeinführungskurztext [s.o.] steht zwar etwas völlig anderes - aber wir fanden uns, also mit unsrer Sicht der Dinge, relativ dann gut zurecht.
Geschauspielert wurde vom Feinsten [alle Namen s.u.], und die visuellen Einfälle, die unser Augenpaar umspülten, waren allerachtenswert.
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Isola von Philipp Löhle aus dem Staatstheater Nürnberg | Foto (C) Konrad Fersterer
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Freilich:
Von diesen vielen, vielen, vielen Videos, die dann - seit dem Anfang dieses kulturellen Lockdowns - die Theater selbstverzweifelt drehen oder drehen lassen, um durch sie ihre Kontakte zur menschlichen Außenwelt nicht gänzlich zu verlieren, kriegt man als so'n Quasi-Livestream-Dauerabonnent allmählich Kopfschmerzen.
Auch wir sind ja nur Menschen, und wir wollen endlich wieder richtig live richtige Menschen so von Angesicht zu Angesicht er-LEBEN!!
Herzlichst bis dahin.
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Andre Sokolowski - 20. März 2021 ID 12822
ISOLA (Staatstheater Nürnberg, 20.03.2021)
von Philipp Löhle
Filmregie, Kamera und Schnitt: Sami Bill
Drehbuch: Jan Philipp Gloger, Philipp Löhle und Sami Bill
Musik und Sounddesign: Kostia Rapoport
Ton- und Videotechnik: Ulrich Speith und Manuela Trier
Besetzung:
Prof. Ambrosius Freudenbach jr. ... Maximilian Pulst
Wilhelm Friedrich von Munk ... Tjark Bernau
Sophie Caroline Kühn ... Stephanie Leue
Hugo Maria Kühn ... Justus Pfankuch
Die Dame Lydia Skriem ... Lou Strenger
Flora ... Annette Büschelberger
Gustav ... Janning Kahnert
Totengräber ... Raphael Rubino
Online-Premiere war am 26. Februar 2021.
Stream auf staatstheater-nuenberg.de v. 20.03.2021
Weitere Infos siehe auch: https://staatstheater-nuernberg.de/
http://www.andre-sokolowski.de
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