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nachDRUCK # 6

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Premierenkritik

Phantom

(Ein Spiel)

von Lutz Hübner
und Sarah Nemitz


© Gregor Dashuber

Bewertung:    



Der Plot:


"Freitagnacht: Das Fast-Food-Restaurant hat endlich geschlossen, die Mitarbeiter beeilen sich beim Putzen und Aufräumen. Doch dann ein Schrei: 'Da ist ein Baby!' Einer ruft die Polizei. Schnell wird man sich bei der Befragung einig: Das Baby muss etwas mit der Frau zu tun haben, die kurz vor Schluss noch im Lokal war."


Die Frage (das Thema):


"Ist es die Frau mit den vielen Sprachen, ist sie die Bulgarin, die Kroatin, die Romni, die Nicht-Deutsche oder die Missbrauchte, die Täterin, die Kluge, die Naive, die Ausgebeutete, die Heldin? Oder ist sie einfach nur ein Mensch, der auszog, sein Glück zu finden?"


Die Idee:


"Ausgehend von dieser Situation setzen sich fünf Schauspieler*innen auf die Fährte dieses 'Phantoms', sie nennen es 'Blanca', die Frau aus dem unbekannten Land."

(Quelle: grips-theater.de)



Phantom (Ein Spiel) im GRIPS-Theater Berlin | Foto (C) David Baltzer/bildbuehne.de


*

Das bei der gestrigen (umjubelten!) Premiere im Berliner GRIPS-Theater anwesend gewesene Autorenpaar Lutz Hübner/Sarah Nemitz sollte mit gelassener Genugtuung und lichter Freude konstatieren, dass ihr vor drei Jahren am Nationaltheater Mannheim uraufgeführtes Stückprojekt Phantom (Ein Spiel) noch immer und sehr treffend das gesellschaftliche und/oder sozialpolitische Zu-/Mit-/Untereinander in der BRD befragt und seine allgemeinen Tücken sozusagen bei den Hörnern packt - so etwas funktioniert als künstlerische Darreichung freilich nur dann, wenn man sich eines ganz konkreten Beispieles bedient; in dem besagten Falle ist das halt die Hauptfigur mit ihrem Noname "Blanca", und die Frage lautete dann auch, in etwa jedenfalls: Wie kommt die Jungfrau zu dem Kind?

X-Varianten werden von den fünf AkteurInnen [sämtliche Namen s.u.] nacheinander durchgespielt.

Am Schluss - o Wunder über Wunder - hat es dann die Ausgewanderte auf ihrem abenteuerlichen Zick-Zack-Weg geschafft: Das schöne Kunst-Video von Gregor Dashuber zeigt uns eine zufriedene und rundum glücklich ausschauende Großfamilie, die ein Erntedank-Event zu Ehren ihrer "Santa Blanca", des von allen nunmehr akzeptierten Oberhauptes, feiert; märchenhaft und wunderbar - genauso märchenhaft (und weniger dann wunderbar) wie zu Beginn des Abends, wo ein etwas schwärzer anmutendes Kunst-Video auf Hänsel und Gretels anfängliches Aussetzungsschicksal (abzüglich Knusperhäuschen- resp. Hexenmorderweiterung) vorsichtig aufmerksam zu machen trachtete.

Ja, irgendwie doch anrührend das Alles.


Andre Sokolowski - 8. Juni 2018
ID 10742
PHANTOM (EIN SPIEL) | GRIPS-Theater, 07.06.2018
Regie: Petra Zieser
Bühne: Mathias Fischer-Dieskau
Kostüme: Marie Landgraf
Sounddesign und Musik: Michał Krajczok
Animation: Gregor Dashuber
Dramaturgie: Ute Volknant
Theaterpädagogik: David Vogel
Mit: Christian Giese, Lisa Klabunde, Amelie Köder, Frederic Phung und Luisa-Charlotte Schulz
Uraufführung im Nationaltheater Mannheim war am 17. September 2015.
Berliner Premiere: 7. Juni 2018.
Weitere Termine: 08., 09., 29., 30.06. / 01., 04-06.07. / 03., 04., 26.-28.10.2018


Weitere Infos siehe auch: http://www.grips-theater.de


http://www.andre-sokolowski.de

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