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Apeiron am Theater Bonn | Foto © Thilo Beu

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Apeiron bedeutet im Griechischen so viel wie „das Unbegrenzte“ und „Unbestimmbare“. Das Theater Bonn zeigte schon 2016 mit Massiver Kuss eine Uraufführung von Autorin Anja Hilling. Hier rangen zwei prominente Bildhauer miteinander, wortgewaltig, komplex und tiefgründig auf einer abstrakten Metaebene. Auch in Apeiron widmet sich Hilling prominenten Vorbildern – einem Schauspieler, einer Unternehmerin und einem Politiker. Diese Charaktere sind erfolgreich, stellen jedoch ihr eigenes Tun in einer Art Lebenskrise grundlegend in Frage.

*

Regisseur Ludger Engels verortet das Geschehen in einem modernen, kalt anmutenden Loft mit beweglichen Raumelementen (Bühne: Volker Thiele). Ein im Vordergrund hin und herfahrendes Gestell wirft wiederholt Theaterrauch und Lichtprojektionen auf die Bühne. Die Darsteller tragen schlichte, unförmige, asiatisch erscheinende Kostüme. Sie wirken mit rot bemalten Schläfen wie aus einer anderen Zeit oder Gesellschaft. Zu Beginn stieren alle mit leerem Blick stur, ausdruckslos und unbeweglich geradeaus. Sie gehen steif und gerade in unterschiedliche Richtungen. Bald kristallisiert sich aus dem auftretenden Ensemble ein dreiköpfiger Chor (Elias Konradi, Leona Holzki, Sulamith Hartmann) heraus. Der Chor nimmt – im Hintergrund bleibend – eine Beobachterrolle gegenüber den übrigen Figuren ein. Bald eröffnet Jan Viethen im übergroßen Strickpullover und in der Rolle eines Schauspielers einen Monolog.

Suchende Figuren spüren einer Sehnsucht nach Größe und Bedeutung nach, erscheinen dabei zugleich verletzlich und wie zerbrechliche Existenzen. Momentaufnahmen zeigen auch eine Unternehmerin (Lydia Stäubli) und einen Politiker (Klaus Zmorek). Auf einem hohen Abstraktionslevel geht es um die eigene Verbindung und Verortetheit in der Welt. Teilweise reden die Figuren aneinander vorbei, auch da sie kein wirkliches Gegenüber finden. Das Gesprochene erscheint so unzusammenhängend. Es gibt einige interessante Gedanken, etwa wenn der Schauspieler der Frage nachgeht, wer er denn nun eigentlich selbst ist, wenn er immer andere Figuren spielt. Doch Sinnzusammenhänge bleiben assoziativ und im Ungefähren. Gegen Ende verbirgt das Gros der Figuren unbewegt hinter aufgesetzten Masken ihr Gesicht. Gesehen werden sie nun nicht mehr; sie dürften in der Isolation verschwinden. Und das Publikum bleibt ratlos zurück.




Apeiron am Theater Bonn | Foto © Thilo Beu

Ansgar Skoda - 5. Februar 2020
ID 11980
APEIRON (Werkstatt, 29.01.2020)
Regie: Ludger Engels
Bühne: Volker Thiele
Kostüme: Sibylle Wallum
Musik: Tilman Kanitz
Dramaturgie: Male Günther
Licht: Ewa Górecki
Besetzung:
Schauspieler ... Jan Viethen
Unternehmerin ... Lydia Stäubli
Politiker ... Klaus Zmorek
Musiker ... Tilman Kanitz
Chor ... Leona Holzki, Elias Konradi und Sulamith Hartmann
Uraufführung am Theater Bonn: 24. Januar 2020
Weitere Termine: 12., 21.02. / 06., 13., 19.03.2020


Weitere Infos siehe auch: https://www.theater-bonn.de


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