Hommage an die
Harmonie der
Bewegung
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Das AILEY II-Ensemble in Renee McDonalds Breaking Point | Foto © Nan Melville
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Bewertung:
Die Juniorcompagnie eines der ältesten New Yorker Tanzensembles gastierte jüngst an der Oper Bonn. Es wurde ein eindringlicher und anmutiger Tanzabend voller Temperament, Präzision, Rhythmus, Körperbeherrschung und prachtvoller Bildern geboten. Die Performances waren sinnlich, leidenschaftlich und explosiv.
Das Nachwuchsensemble AILEY II steht unter der Leitung von Troy Powell. Es ist wie die Muttercompagnie im Alvin Ailey Dance Center in Manhattan beheimatet. Theatergründer Alvin Ailey (1931-1989) wuchs im ländlichen Texas auf. Er erlebte als Tänzer und Choreograph die Rassentrennung. Ailey engagierte für eigene Choreografien vor allem schwarze Tänzerinnen und Tänzern. Er thematisierte die Unterdrückung, den Widerstand und Stolz des schwarzen Amerikas. Bei seinen 79 hinterlassenen Choreografien inspirierten Ailey insbesondere afro-amerikanische Künstler, Spirituals, Gospel-Gesänge und der Blues.
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Im der Oper Bonn werden jedoch sehr unterschiedliche Choreographien anderer Künstler aufgeführt. Mit The Hunt und Takademe werden zwei Arbeiten von Robert Battle gezeigt, dem künstlerischen Leiter der Mutterkompanie. Außerdem wird das Gruppenstück Breaking Point von der Jamaikanerin Renee McDonald vorgeführt.
Den Auftakt bildet jedoch Bradley Shelvers rituell anmutende und 2018 uraufgeführte Choreographie Where there are tongues. Hier widmet sich der in Südafrika geborene Shelver seiner Heimat. Performt wird zu der pulsierenden Musik der französischen A-Capella-Gruppe Lo Còr De La Plana, die in okzitanischer Sprache rhythmisch eigenwillig singt. Zahlreiche Szenen zeigen spannungsvolle Begegnungen zwischen Männer- und Frauengruppen. Das energiegeladene Tanzstück handelt von der Idee, dass alle Menschen gleich sind und nur im Kollektiv Erfolge feiern oder auch scheitern können.
Mit einer fünfminütigen Solo-Performance der Tänzerin Alisha Rena Peek wird der Abend eindrucksvoll fortgesetzt. In Robert Battles Takademe (1999) bewegt sich die Tänzerin zu Klangsilben von Sheila Chandra. Die Musik erinnert an indischen Kathak-Tanz. Sie bildet eine dynamische Inspiration für sich steigernde Bewegungsfolgen. Alisha Rena Peek wirbelt über die Bühne und erprobt sich zum rhythmisch abgehackten Silbengesang in Scherensprüngen oder körperlich präsenter Bodenarbeit.
Das dritte Stück des Abends, Robert Battles The Hunt, wurde 2002 uraufgeführt. Zur Vorführung wird rhythmische Musik vom französischen Percussion-Ensemble Les Tambours du Bronx eingespielt. Die sechs Tänzer Carl Ponce Cubero, Jeffrey Robert Robinson III, Elijah Lancaster, Amar Smalls, Kyle H. Martin und Marcel Wilson Jr. bewegen sich mal synchron und mal einzeln im schnellen Wechsel zu tosende Schlagtrommelmusik. Kraftvoll formen sie anmutige Figuren oder feiern mit martialischen Gesten die menschliche Natur.
Das 23minütige Stück Breaking Point von Renee McDonald bildete das Finale und zugleich auch einen energiegeladenen Höhepunkt des Abends. Hier drückten die Tänzerinnen und Tänzer mit artistischen Elementen und einer schier unerschöpflichen Bewegungssprache ihr starkes Ringen um Freundschaft, Verlangen oder Liebe aus. Zu hämmernden Klängen von Audiomachine steigerte sich die intensive Performance. Bewegungsbilder gingen fließend ineinander über. Schlussendlich ging es darum, den titelgebenden Breaking Point zu finden und zu durchbrechen.
Die vier Performances von The Next Generation of Dance stellten das junge Ailey II-Ensemble mit einer enormen Spannbreite ihres Könnens vor. Die zwölfköpfige Compagnie beeindruckte mit technischer wie dynamischer Finesse.
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Das AILEY II-Ensemble in Robert Battles The Hunt | Foto © Kyle Froman
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Ansgar Skoda - 20. Januar 2020 ID 11943
Weitere Infos siehe auch: https://www.alvinailey.org/about/ailey-ii
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