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Film

Cut And Run

Ruggero Deodato ist ein Mann, der schon vieles - und dieses im Gegensatz zu Bruno Mattei - meist recht gut gemacht hat. So zeichnet er beispielsweise für die Mutter aller Kannibalenfilme, den wirklich grausamen, nichtsdestotrotz aber unbedingt empfehlenswerten "Nackt und zerfleischt" verantwortlich; aber auch mit asozialen Messerstechern ist er bestens vertraut ("Der Schlitzer") und darüber hinaus bisweilen ein Freund recht bizarrer Psychokammerspiele wie "Washing Machine". Inzwischen ist der Meister alt geworden, und deshalb darf er sein Gnadenbrot mittlerweile mit Duldung der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten in Form deutsch-italienischer Koproduktionen kauen, die dann schon mal als freitagabendlicher Mehrteiler in der ARD gezeigt werden. Belustigend der Gedanke, daß dort sicherlich bis heute noch keiner so recht weiß, welch bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften nach wie vor berüchtigten Ferkelskopf man da unter Vertrag genommen hat, aber kein Wunder, bei dem Verwaltungsapparat könnten wahrscheinlich selbst notorische Pornofilmer jahrelang unbehelligt Beiträge für das Kinderprogramm produzieren. In "Cut And Run" versuchte besagter Regisseur jedenfalls noch einmal an die goldene Ära der kannibalistischen Epen anzuknüpfen, doch hatte er mittlerweile die Zeichen der Zeit erkannt und wohl bemerkt, daß es da inzwischen etwas mehr brauchte als gedärmeschmatzende Wilde, um ein degeneriertes Kinopublikum zu begeistern. Außerdem war die Serie "Miami Vice" gerade schwer angesagt, und das mußte sich doch irgendwie auch noch unterbringen lassen. So ist "Cut And Run" - der übrigens manchmal auch unter dem Titel "Amazonia" zu finden ist, so man denn danach Ausschau hält - nicht ein Film geworden, sondern gleich mehrere, viel Spaß für relativ wenig Geld sozusagen: Denn in atemberaubender Weise verquickt der Film Elemente des Drogenthrillers mit dem historischen Ereignis des Massenselbstmordes der Anhänger des dubiosen Sektenführers Jim Jones Ende der siebziger Jahre, es geht um Enthüllungsjournalismus und die Naivität irregeleiteter Jugendlicher, rohe Tötungsszenen stehen im Wechsel mit den miesen Aktivitäten brutalisierter Gangster, und als Sahnehäubchen obendrauf gibt' s noch ein sentimentales Vater-Sohn-Wiedertreffen, während südamerikanische Spezialeinheiten einen als Eingeborenendorf getarnten Gaunerstützpunkt in Schutt und Asche schießen. Die Besetzung ist superb: Neben einigen anderen durchaus nicht unbekannten Darstellern wie Karen Black, Richard Bright oder dem stets seltsam anzuschauenden Michael Berryman darf insbesondere Richard Lynch als halb wahnsinniger Guru und gemeiner Strippenzieher im Hintergrund streckenweise richtig Vollgas geben, er entpuppt sich zum Ende des Filmes hin gar als Medienkritiker und Soziologe par exellence, und nachdem er einen Schlußmonolog gehalten hat, in dem er praktisch alle Errungenschaften des zivilisierten Menschen, insbesondere das Fernsehen, in Grund und Boden geißelt und auf den Marlon Brando neidisch gewesen wäre, denn sein eigener in "Apocalypse Now" war längst nicht so gut, läßt er sich vor den Augen des geschockten Kamerateams zur Unterstreichung seiner Worte gleich mal köpfen. Einem weniger talentierten Regisseur - und dieses Attribut kann man Herrn Deodato nun wahrhaftig nicht absprechen, mag man über die inhaltlichen Aussagen seiner Werke auch geteilter Meinung sein - wäre der Stoff bereits nach wenigen Minuten an allen Ecken und Enden ausgefranst, um dann irgendwann als kritische Masse zu implodieren. Er aber hält die Spur mit relativ ruhiger Hand, nur ab und an, wenn sich ein Schlagloch im Drehbuch mangels Ausweichmöglichkeit partout nicht umfahren lassen will, gerät der Karren ein wenig ins Trudeln. Gedreht wurde der Film übrigens in zwei Versionen, wobei die eine davon relativ sparsam eingesetzte, dann aber gerne mal erheblich derbe Schockeffekte enthält; müßig zu erwähnen, daß diese in Deutschland natürlich nicht so ohne weiteres erhältlich ist, denn hier gibt' s nur eine entschärfte Fernsehfassung, die noch zusätzlich gekürzt wurde.
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dd - red / 13. September 2001

Inhalt
besprochene Filme Einleitung

Phenomena

Dämonen 2

The Riffs III

Cut and Run

The Mutilator

Bloodnight

Return of the Living Dead

Re-Animator

Zombie 2

Nightmare - Mörderische Träume

Annex

 

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