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Film

Nightmare - Mörderische Träume

Die Karriere des Wes Craven ist schon ziemlich außergewöhnlich verlaufen: So wird nach wie vor behauptet, daß er einst in einem Pornofilm zumindest als Statist aufgetreten ist, und das trotz seiner jesuitischen Erziehung. Später hat er dann den recht beeindruckenden "Mondo Brutale" gemacht, bei dessen auch nur oberflächlicher Betrachtung der Zuschauer Wertvolles fürs Leben lernen konnte, so er denn bereit dazu war: In aller Regel nämlich begegnen zart knospenden Töchtern im Teenageralter gemeingefährliche Geisteskranke, die nach vollendeter Notzucht ihren Namenszug mit Messern in das junge - und nackte - Fleisch ritzen. Diese seltsame Phase des Schaffens hat Herr Craven mittlerweile hinter sich gelassen und dreht jetzt Filme über Frauen gesetzteren Alters, die benachteiligte Ghettokinder mit dem Klang von Mandolinen malträtieren, weil' s angeblich gut für deren weiteren Lebensweg sein soll; wie dieses Werk heißt weiß ich nicht, und es ist mir ehrlich gesagt auch ziemlich egal, denn sowas mag ich mir nicht unbedingt ansehen. Davor hat er allerdings die diversen "Scream"-Teile fabriziert und eine Lawine des Neo-Schlitzerfilmes losgetreten, die wohl noch lange nicht endgültig zu Tale gegangen ist, denn ab und an prasselt da ein Nachzügler herab, in dem dann irgendjemand genau weiß, was ein anderer den Sommer zuvor getan hat oder auch nicht. Mir persönlich gefallen diese modernen Auswüchse des Hollywoodhorrors eigentlich weniger, und inzwischen hat man ja auch etwas aus den Augen verloren, daß "Scream" und dessen Variationen anfangs mal als Parodien auf den vor einiger Zeit selbst äußerst populären Maskenmörderfilm wie beispielsweise "Halloween - Die Nacht des Grauens" oder "Freitag der 13." angelegt waren, wobei ich mich immer gefragt habe, wieso ausgerechnet etwas persifliert werden soll, das beim besten Willen ohnehin nie so ganz ernst zu nehmen war. In seiner mittleren Periode hat der Meister jedenfalls etwas gedreht, auf das ich gerne näher eingehen würde. "Nightmare -Mörderische Träume" handelt von mehreren Teenagern, die schwer dafür büßen müssen, daß diverse Eltern einst einen berüchtigten Kindermörder ohne viel Federlesens ganz einfach angezündet haben; denn der ist erstaunlich lebendig, zumindest in ihren Träumen. Da kann es schon mal passieren, daß man sich ins hormonell bedingt zerwühlte Laken kuschelt und nicht mehr in einem Stück aufwacht. Nachdem sie alle, die ihr in dieser kritischen Entwicklungsphase wichtig sind, insbesondere also picklige Jungs, auf derartige Weise verloren hat, durchschaut die Heldin das grausige Spiel und holt den Missetäter in die Realität herüber, indem sie ihn während des Alpdrucks ganz einfach fest am Kragen packt. In den Gefilden des Wachzustandes sieht dieser dann auch ziemlich alt aus und kriegt ordentlich was auf den Hut. Gar nicht so dumm, was man hier so alles erspähen kann. Mal abgesehen davon, daß einiges recht spannend inszeniert ist, durchzieht den gesamten Film ein tiefes Unbehagen vor der instabilen Welt der Erwachsenen, welche regelmäßig gescheiterte Existenzen sind - also entweder Alkoholikerinnen oder Polizeiinspektoren, darüberhinaus geschieden, borniert bis zum geht nicht mehr, ungeduldig und verlogen. Es ist die Hölle für einen Heranwachsenden, und noch nicht einmal im Schlafe kann er ihr entrinnen, denn dort wird er dann umgebracht, weil besagte Erziehungsberechtigten schon früher einmal erheblich was vergeigt haben. Als bittere Pille ist leider der Charakter des Freddy Krueger, jenes Mörders, der da sein Unwesen treibt, zu schlucken; denn vor diesem lächerlichen Volltrottel, der immer nur Einsilbiges von sich gibt, hätte noch nicht einmal das kleine Töchterchen meiner Ex-Freundin Angst, im Gegenteil, es würde den Kerl vielmehr als putziges Kuscheltierchen betrachten, mag er auch eine Messerhand haben. Der Film hat einige "Fortsetzungen" nach sich gezogen, die aber zumeist lediglich Fingerübungen für damals vermeintlich talentierte Nachwuchsregisseure wie etwa Stephen Hopkins oder Renny Harlin gewesen sind. Ansonsten spielt hier John Saxon mit, der mal zusammen mit Bruce Lee einem ebenfalls mit Todeskrallen behandschuhten Mann kräftig ein paar eingeschenkt hat, und die Leserinnen wird's vermutlich freuen, wenn ich ihnen verrate, daß Johnny Depp hier sein Leinwanddebüt gegeben hat.
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dd - red / 13. September 2001

Inhalt
besprochene Filme Einleitung

Phenomena

Dämonen 2

The Riffs III

Cut and Run

The Mutilator

Bloodnight

Return of the Living Dead

Re-Animator

Zombie 2

Nightmare - Mörderische Träume

Annex

 

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