|
Beginnen will ich meinen Artikel mit Dario Argento's "Phenomena",
der folgende, teils etwas abstruse Geschichte erzählt: Die junge Amerikanerin
Jennifer bereist die idyllische Schweiz, um dort ein Mädcheninternat zu besuchen.
Zu dumm nur, daß dann sowohl fast alle Mitschülerinnen als auch der Lehrkörper so richtig
blöd sind und der Heldin - die bisweilen im Schlaf wandelt, ansonsten einen Hang zum Übersinnlichen
hat und zudem noch Insekten ganz gerne mag - mit so mancher Boshaftigkeit das Leben schwer machen,
weshalb sie schon mal in Ohnmacht fällt. Noch dümmer ist allerdings, daß die
einzige Freundin, die sich in dieser spätpubertierenden Ödnis finden läßt, von einem mysteriösen Mörder umgebracht wird,
der bereits einige weibliche Teenager auf dem Gewissen hat und auch der entrückten Schönen alsbald nach dem
Leben trachtet. Doch auch Jennifer hat Glück: Sie lernt einen ziemlich großväterlichen Entomologen kennen,
der zwar leider recht schnell in die Grube wandert, ihr aber vorher noch zu verstehen geben kann, daß
sie in mancherlei Beziehung außergewöhnlich sei und dem Unhold mit Hilfe einer besonders fetten Fliege
auf die Spur kommen könne. Letzteres klappt dann zwar auch nicht so ganz, aber dennoch, nach einer Nacht
des Entsetzens findet die Geschichte ihr Ende. Um es deutlich zu machen: Der Film bietet vor allem dann
recht kurzweilige Unterhaltung, wenn man in der Lage ist, für dessen Dauer seinen Intellekt etwa knietief
baumeln zu lassen und sich auch an Befremdlichkeiten wie mordenden Monsterjungen, skalpellschwingenden
Äffchen namens Inge und Donald Pleasence in der Rolle des Insektenkundlers nicht nachhaltig stört.
Obschon Kritik an den Werken des italienischen Horror-Maestros Argento bisweilen nicht gänzlich unangebracht
erscheint - denn seine Ideen stammen tatsächlich zumeist aus dem Reich des Absurden und die Drehbücher
hätten eigentlich stets auf einem Streichholzbriefchen genügend Entfaltungsspielraum - lassen sich hier,
wie in beinahe all seinen anderen Filmen auch, wieder mindestens eine handvoll ziemlich atemberaubender
Szenen finden, seien diese entweder mörderisch spannend, ganz ausgezeichnet choreographiert oder schlichtweg
grauslig, wie insbesondere die Sequenz, in der sich der im Zuge der Ermittlungen gefangengenommene Inspektor
mal eben selbst den Daumen bricht, um den hinderlichen Handschellen entfleuchen zu können. Sehr schön auch
die atmosphärische Musik, die bisweilen bevorzugt von Heavy-Metal-Klängen durchbrochen wird. Als Dreingabe
gibt' s mal wieder eine Farbdramaturgie, welche an die Videoclips jener Dekade
erinnert und - dieser Kunstform somit vielleicht noch nicht mal bewußt Tribut
zollend - ein schönes Beispiel dafür ist, daß sie einen erheblichen Einfluß
auf das phantastische Genre ausgeübt hat. Die deutsche Fassung ist, obwohl beileibe nicht nur an den gewalttätigen Stellen zum Teil gekürzt, noch mühelos erhältlich und kann recht unbedenklich empfohlen werden. weiter...
dd - red / 13. September 2001
|
|
 |
|