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Film

Dämonen 2

Nicht mehr in Deutschland erhältlich - weil seinerzeit bundesweit beschlagnahmt worden - ist ein Werk namens "Dämonen 2", an dessen Entstehung Dario Argento in mancherlei Funktion maßgeblich beteiligt war; viel retten bezüglich des Gesamteindrucks konnte er allerdings nicht, soviel sei schon jetzt verraten. Warum der Film hierzulande als zweiter Teil fungiert, obwohl er eigentlich der erste gewesen ist, das mag für immer das Geheimnis des hiesigen Verleihers bleiben; jedenfalls ist der andere - wenn auch durch teils erhebliche Kürzungen gravierend entstellt - im Prinzip noch erhältlich und spielt in einem Hochhaus, in dem schon bald nichts mehr so ist wie es war, weil es dort eben ziemlich dämonisch zugeht. Die Grundidee jenes Streifens ist übrigens recht schamlos von David Cronenberg's nettem Erstling "Parasiten-Mörder" geklaut, aber ich merke schon, ich schweife jetzt ab. Regie geführt bei beiden "Dämonen"-Filmen hat jedenfalls der Italiener Lamberto Bava, dessen Leinwanddebüt der passable kleine Schocker "Macabro - Die Küsse der Jane Baxter" gewesen ist, in welchem eine Frau ein recht denkwürdiges Verhältnis zu dem abgetrennten Haupt ihres Liebhabers pflegt, und der der Sohn des weitaus talentierteren Mario Bava ist, der schon vor Jahrzehnten schaurig-schöne Kleinode wie "Die Stunde, wenn Dracula kommt" oder "Der Teuflische" gedreht hat, wobei zuletztgenanntes Lichtspiel mit Bizarrerien wie Elke Sommer oder Telly Savalas nicht geizt. In "Dämonen 2" geht es um - jawohl, Dämonen, die gern die Menschheit ausrotten würden und mit ihrem wüsten Treiben ausgerechnet in einem Berliner Kino anfangen, in dem sich zur Premiere eines Horrorfilms eine Schar von Leuten eingefunden hat, die als bunt zusammengewürfelt zu bezeichnen wohl untertrieben wäre. So trifft man hier die jugendliche Heldin an, die beim Zuschauer Sympathiepunkte alleine dadurch sammelt, daß sie die meiste Zeit einfach den Mund hält, obwohl ihre Freundin viel schärfer aussieht, was ich entschieden unfair finde. Desweiteren gibt's zwei Damen vom horizontalen Gewerbe, die mindestens so dumm wie ordinär sind und im Verlaufe der Handlung ziemlich an Aussehen einbüssen; der zugehörige Lude hat ein Springmesser im Jackett und kann, wenn nötig, recht derbe zupacken, ein berufsbedingt durchaus pragmatischer Typ, allerdings mit dem Herzen am rechten Fleck. Freikarten erhalten haben schließlich noch eine untreue Frau, die nebst blindem (!) Gatten erschienen ist und der die Fleischeslust letztlich gehörig ausgetrieben wird, ein Paar im reiferen Alter, das die Kunde vom Schlachtfeld Ehe mit wirklich jedem Satz ungehemmt unters Volk trägt und natürlich, weil dies symptomatisch nicht nur für den Horrorfilm jener Tage ist, mehrere Teenager, die die Zeit mit grenzdebilen Aktivitäten totschlagen. Die Charaktere sind natürlich allesamt äußerst schablonenhaft gezeichnet; insoweit erinnert vieles an die Dramaturgie des Katastrophenfilms, in dem man ja auch in Windeseile diverse Personen in die Handlung einführt, die dann früher oder später ertrinken, verbrennen, zu Tode stürzen oder unter Wolkenkratzern begraben werden. Wenn hier die teuflischen Kellner ihren - von außen selbstverständlich eingeschlossenen - Gästen die bluttriefende Schlachtplatte servieren, so läßt dies den Zuschauer dann natürlich ähnlich unberührt, man zählt nur noch die toten beziehungsweise untoten Körper und hofft, das Filmchen möge endlich über die Runden kommen. Ja, es ist nicht sonderlich gut geworden, was Herr Bava junior hier dem stumpfen Auge des Betrachters vorsetzt, ein überlanges Musikvideo ist das Ergebnis seines Schaffens, voller damals aktueller Popsongs, die recht unmotiviert beispielsweise aus Autoradios in die Handlung plärren. Ärgerlich ist insbesondere, daß eine gute Idee - nämlich der anfangs parallel ablaufende fiktive Horror auf der Leinwand und der allmählich einsetzende reale Terror im Parkett - nur für eine kurze, meines Erachtens zumindest befriedigende Szene ausgereicht hat, während alles andere im absolut Unterdurchschnittlichen versandet.
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dd - red / 13. September 2001

Inhalt
besprochene Filme Einleitung

Phenomena

Dämonen 2

The Riffs III

Cut and Run

The Mutilator

Bloodnight

Return of the Living Dead

Re-Animator

Zombie 2

Nightmare - Mörderische Träume

Annex

 

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