Lärm und Wut: Der Körper als Waffe in einer feindlichen Umwelt
|
|
Liebe Freunde und Kulturinteressierte,
für den sich meinerseits fast unbemerkt dem Ende neigenden November habe ich Heißes vorbereitet: Nämlich Leinwandwerke, in denen Konflikte - so lächerlich deren Ursachen dem Leser auch hoffentlich erscheinen mögen - regelmäßig nur mittels massiver Körperkraft bewältigt werden, oder kürzer: Geschichten über Leute, die sich wegen irgendwas dauernd prügeln. Warum ich gerade Derartiges ausgesucht habe, vermag ich auch jetzt noch nicht so ganz genau zu begründen. Jene Thematik birgt allerdings wahrhaft Existentielles in sich, und das hat mich schon in früherer Jugend stets fasziniert - ich entsinne mich, daß ich einst, insbesondere in den Jahren vor der Reifeprüfung, ob meiner oft und gerne bei jeder sich bietenden Gelegenheit lautstark geäußerten Bewunderung für Schauspieler wie Ti Lung, David Chiang oder Alexander Fu Sheng allseits argwöhnisch beäugt worden bin. Besagtes Genre ist in letzter Zeit aber auch mit Lichtspielen wie beispielsweise "Tiger & Dragon", "Matrix", "Romeo Must Die" oder "Lethal Weapon 4 - Zwei Profis räumen auf" verstärkt ins Blickfeld der Öffentlichkeit geraten, und außerordentliche Kampfkünstler gelangten in diesem Zusammenhang sogar zu Oscar-Ehren - obschon das mehr oder minder gekonnte Umhauen des Gegners natürlich niemals völlig außer Mode geraten ist, sich allerdings seit seiner Blütezeit zu Beginn der siebziger Jahre in der Folge dann eigentlich nur noch ernsthaft in bevorzugt von Gastarbeitersprösslingen bewundertem Kickboxervideothekenschrott gehalten hat. Wie dem auch sei: Dem geneigten Leser wünsche ich jedenfalls gehörigen Spaß bei der Lektüre nachfolgender Rezensionen, für die ich so manches Elaborat unbarmherzig ins Rampenlicht gezogen habe, und zwar Gutes wie weniger Gelungenes gleichermaßen. Bedauerlicherweise findet sich unter den besprochenen Streifen kein einziger des von mir sehr geschätzten Chang Cheh, der in ungefähr zehn Jahren an die vierzig Kleinode drehte beziehungsweise an diesen als Co-Regisseur maßgeblich beteiligt gewesen ist - zumeist das Farbenfrohste, Märchenhafteste und zugleich Blutrünstigste dieser Gattung überhaupt, wie ich finde. Auch einige Kuriositäten wie "Die Brut des Bösen", ein deutsches Produkt, für das der Schlagersänger Christian Anders in vielerlei Funktion verantwortlich zeichnete, oder die unterhaltsame Mixtur aus Kung Fu und Blutsaugertum, "Die 7 goldenen Vampire", mußten - ebenfalls mangels Zugriffsmöglichkeit - leider außen vor bleiben. Jackie Chan und Jean Claude Van Damme sind auch nicht mit dabei, denn ersteren kann ich wegen permanenten Grimassierens nur unter heftigen Brechreizattacken ertragen, letzterer hat lediglich einen einzigen Film gemacht, den ich hier gerne besprochen hätte - nämlich John Woos Hollywooddebüt "Harte Ziele", aber mit Sam Firstenbergs "Night Hunter" war das Thema der Menschenjagd bereits hinreichend abgedeckt.
Zum Schluß noch was in eigener Sache: Ab Dezember wird sich eine neue Rubrik namens "Stiefkind des Monats" finden lassen, in welcher ausgesuchte Scheußlichkeiten insbesondere des Videothekenmarktes vorgestellt werden sollen. Das nächste Themengebiet dagegen wird den Obertitel "Straßen der Nacht" tragen und von amerikanischen Polizeifilmen überwiegend aus den siebziger Jahren erzählen.
weiter...
dd - red / 28. November 2001
|
|
 |
|