Wenn er in die Hölle will, laß ihn gehen
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Ein abgehalfterter und extrem unschön frisierter Boxer gerät zwischen die Fronten zweier bis aufs Blut verfeindeter japanischer Brüder, die beide gleichermaßen - wenn auch mit höchst unterschiedlichen Mitteln - das traditionelle Familienerbe in ihren jeweiligen Besitz zu bringen suchen: Ein Paar Samuraischwerter, welche nur gemeinsam vereint Macht und Ehre verkörpern. Der junge Amerikaner, dem anfangs von allen Seiten ziemlich übel mitgespielt wird, kommt in dieser archaischen, an strengen Regeln orientierten Welt anfangs zwar weniger gut klar, wird dann aber vom älteren Sippenoberhaupt unter die kampferprobten Fittiche genommen, auf daß er unter dessen Anleitung zum besseren Menschen heranreife und Achtung vor einer besonderen Lebensphilosophie entwickele, die besagt, auch noch die allergrößte Schmach erst mal stoisch zu erdulden, um dann mittels blitzenden Stahls wie ein entfesselter Taifun unter der Gegnerschaft zu wüten. In einem gigantischen Industriekomplex nahe der alten Kaiserstadt Kyoto schließlich kommt es zum entscheidenden Finale, das ohne jegliches Erbarmen geführt wird - und in welches der gelehrige Schüler letztendlich erfolgreich eingreift.
Nach dem Rennfahrerdrama "Grand Prix" bereits das zweite Mal mit Toshiro Mifune zusammengearbeitet hat hier John Frankenheimer, einer der letzten Größen des klassischen Hollywoodkinos, und wie so oft schuf er einen gut getimten, sorgfältig in Szene gesetzten Actionthriller. Die Karriere dieses Regieveterans ist aber auch recht ungewöhnlich verlaufen, und wie manch anderer hat er sich die ersten Sporen mit einer stattlichen Anzahl von Stücken für das amerikanische Fernsehen verdient - ich erinnere mich, daß der Schauspieler Jack Palance diesbezüglich mal was von einer gehörigen Panne berichtete, die für den Zuschauer daheim übrigens genauso rübergekommen ist, weil damals eben noch live gesendet wurde. Später hat er dann mit Werken wie "Der Gefangene von Alcatraz", "Der Zug" oder "Die den Hals riskieren" die ohnehin schon reichlich vorhandenen Talente Burt Lancasters entscheidend gefördert, wofür der ihm vermutlich lange Zeit sehr dankbar gewesen ist. Auch existieren, soweit ich weiß, wenigstens zwei Filme von ihm, in denen Telly Savalas noch mit Haaren aufgetreten ist, zwar davon nicht eben im Übermaß gesegnet, aber dennoch, ein Kuriosum. Selbst weniger Gelungenes wie der Genmutationsheuler "Die Prophezeiung" konnte die Karriere des Meisters nicht nachhaltig ruinieren, weshalb er auch heute noch angenehm altmodische, handwerklich immer sehr versierte kleine Reißer wie "Ronin" drehen darf - kein Wunder allerdings, denn der Mann hatte ja stets ein wirklich besonderes Gespür für die Milieus, in denen seine Geschichten angesiedelt waren, sei es unter Botschaftern, drogenabhängigen Rauschgiftfahndern oder französischen Widerstandskämpfern. Das Gleiche gilt für "The Challenge", so der Originaltitel des oben besprochenen Streifens: Denn selten zuvor - mit Ausnahme vielleicht von Sydney Pollack und seinem bravourösen "Yakuza" - hat sich ein westlicher Regisseur der fernöstlichen Befindlichkeit so behutsam angenähert wie hier.
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dd - red / 28. November 2001
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